Interkultureller Straßenfußball im ehemaligen Flughafen

Konrad Locher leitet "buntkicktgut" in Berlin. Chaima Boukhari und Thaitai Tran wurden hier zu "Street Football Workern" ausgebildet. | Foto: Philipp Hartmann
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Besonders im Winter wird deutlich, wie groß der Bedarf an Sporthallen in der Stadt ist. Vereine, Schulen und Jugendprojekte finden oft keinen Platz. Im Hangar 1 des Flughafens Tempelhof stellen die „interkulturellen straßenfußball-ligen“ von „buntkicktgut“ daher jetzt ihren Fußball-Court auch anderen zur freien Verfügung.

Kinder und Jugendliche können dort kostenlos kicken oder auch einfach nur herumtoben. „Hallen sind Mangelware, deswegen wäre unsere Wintersaison mit über 400 Kindern fast geplatzt“, sagt Konrad Locher, Leiter von „buntkicktgut“ in Neukölln. Das kostenlose Angebot im Hangar 1 entstand durch die Zusammenarbeit mit Tamaja (Betreiber der dortigen Flüchtlingsunterkunft), der Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit sowie der sozialen Organisation „RheinFlanke“. Neben Spieltagen und Trainings können auch andere Jugendprojekte und Sportgruppen den Fußball-Court nutzen.

In Berlin ist „buntkicktgut“ in vier Altersklassen (U13, U15, U17 und Ü17) unterteilt. Außerdem wird aktuell eine Liga nur für Mädchen aufgebaut. Die Spieler haben unter anderem libanesische, palästinensische, afghanische und türkische Wurzeln. Einige von ihnen sind aus ihrer Heimat geflüchtet und leben aktuell im Containerdorf auf dem Tempelhofer Feld. Andere dagegen sind gebürtige Berliner, die einfach Freude daran haben, sich mit den Teams zu messen. Sobald der Ball rollt, spielen Herkunft und Sprache keine Rolle mehr. „Am Anfang gibt es oft sichtbare Vorurteile, aber die werden schnell abgebaut und der Respekt voreinander wächst. Es ist extrem wichtig, dass sich Berliner und geflüchtete Kinder auf diese Weise kennenlernen“, sagt Konrad Locher. Integration werde so zu einem spielerischen Prozess.

Locher (29) spielt selbst Fußball in der zweiten Herren-Mannschaft von Türkiyemspor in Kreuzberg. Er ist ein „Sozialarbeiter mit Ball“, studiert nebenbei Rehapädagogik und bildet sogenannte Street Football Worker aus. Das sind Jugendliche – oft auch mit Migrationshintergrund – die Trainings auf Bolzplätzen anbieten, dolmetschen und Streit schlichten. „Sie erheben nicht den Zeigefinger, sondern begegnen den Kindern auf Augenhöhe. Das kommt gut an“, berichtet Locher.

Chaima Boukhari (19) aus Neukölln hat sich bereits vor vier Jahren „buntkicktgut“ angeschlossen. Sie betreut Teams auf der Straße und an Schulen und ist auch als Schiedsrichterin im Einsatz. Obwohl manchmal die Emotionen auf dem Platz hochkochen, hat sie nur Positives zu berichten.

Rund 40 Teams nehmen inzwischen allein in Berlin an den „interkulturellen straßenfußball-ligen“ teil, Tendenz steigend. Entstanden sind sie 1997 in München. Dortmund, Düsseldorf, Hamburg und Berlin sind als Standorte hinzugekommen. Mehr als 45 000 Kinder und Jugendliche aus über 100 Herkunftsländern hat die Organisation nach eigener Angabe bundesweit bis heute erreicht. Schirmherr ist Fußball-Weltmeister Jérôme Boateng, der als Kind auf Bolzplätzen in Wedding mit dem Kicken angefangen hat.

Aufgrund der positiven Resonanz und der großen Nachfrage soll der Fußball-Court dauerhaft im Hangar 1 bleiben und so dem akuten Hallenproblem in der Stadt entgegenwirken. „Ich hoffe, dass sich die Politiker in Zukunft mehr für die Nöte der Kinder im Kiez interessieren“ sagt Locher.

Anmeldungen für den Fußball-Court an berlin@buntkicktgut.de.
Konrad Locher leitet "buntkicktgut" in Berlin. Chaima Boukhari und Thaitai Tran wurden hier zu "Street Football Workern" ausgebildet. | Foto: Philipp Hartmann
Kinder aus den U15-Teams tragen im Hangar 1 ihre Spiele aus. | Foto: Philipp Hartmann
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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