Tierische Flaneure: Im Tiergarten werden in großer Zahl amerikanische Sumpfkrebse gesichtet
Tiergarten. Unter die Flaneure im Großen Tiergarten haben sich wundersame Gäste gemischt. Auf den Parkwegen werden Schalentiere von stattlicher Größe gesichtet.
Bei den Tieren handelt es sich um den Roten Amerikanischen Sumpfkrebs, Procambarus clarkii. Er fällt durch rote Dornen auf seinen mächtigen Scheren auf und zeigt sich vor allem bei Regenwetter.
Procambarus clarkii ist keine heimische Krebsart: „Die etwa zwölf Zentimeter großen Krebse wurden im Aquarienhandel angeboten“, sagt Katrin Koch vom Nabu-Wildtiertelefon. Der Naturschutzbund vermutet, dass Tierhalter entweder kein Interesse mehr an ihren „Haustieren“ hatten und sie deshalb im Tiergarten ausgesetzt oder überzählige Jungtiere – aus falsch verstandener Tierliebe – auf diese Weise entsorgt haben.
Das hat verheerende Folgen für einheimische Krebse. Die amerikanischen Immigranten vermehren sich mehrmals im Jahr und fressen alles, was sie an Fisch- und Amphibienlaich finden. Und sie sind Träger der Krebspest, gegen die sie selbst immun sind, nicht so die einheimischen Krebsarten. Für sie ist die Krankheit tödlich. Die Ausbreitung der Amerikaner müsse daher dringend verhindert werden, so Katrin Koch und ihre Kollegin, Nabu-Naturschutzreferentin Ulrike Kielhorn. Das Berliner Fischereiamt ist dabei herauszufinden, wo sich die Tiere im Tiergarten befinden.
Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs steht mit 36 anderen Tierarten seit 2016 auf der EU-„Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung“, um mit entsprechenden Maßnahmen, unter anderem mit einem Verbot seiner Haltung und Vermarktung, seine weitere Verbreitung zu verhindern. Die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz müsste laut Naturschutzbund einen Managementplan zum Umgang mit den Tieren aufstellen. Derzeit geschieht im Großen Tiergarten aber nichts. Das Einsammeln der Sumpfkrebse gilt in Berlin als Wilderei und ist verboten.
Der Naturschutzbund appelliert an Aquarienbesitzer, keine exotischen Tiere in Berliner Gewässern auszusetzen; Nähere Informationen unter wildtierberatung@nabu-berlin.de. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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