Wie aus der Zeit gefallen: Die Villa Maltzahn ist ein Relikt des prächtigen Kielganviertels

Die Villa Maltzahn im ehemaligen Kielganviertel hat alle Unbilden überstanden. Foto: KEN | Foto: KEN
  • Die Villa Maltzahn im ehemaligen Kielganviertel hat alle Unbilden überstanden. Foto: KEN
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Welches Glück für die Nachwelt, dass die Proteste Erfolg hatten. So steht noch heute in der Derfflingerstraße die schmucke Villa mit der Hausnummer 8. Sie ist als einzige aus der ersten Bauphase des damaligen Kielganviertels erhalten geblieben.

Gutsbesitzer Georg Friedrich Kielgan (1807-1876), nach dem ein Teil des Lützowviertels in Tiergarten-Süd benannt wurde, besaß dort viel Land. Ab 1867 ließ er darauf für Wohlhabende ein Quartier errichten. Sein Baumeister war Otto Wuttke, der sich mit repräsentativen Bauten einen Namen machte.

Eines dieser Wohnhäuser war die Villa Maltzahn, irreführend auch als Villa Wuttke bezeichnet. Wie aus der Zeit gefallen wirkt sie auf dem Gelände des Französischen Gymnasiums. Dessen Neubau wäre Anfang der 70er-Jahre die Villa, 100 Jahre nach ihrer Errichtung, fast zum Opfer gefallen. Mit dem Bau der Villa wurde seinerzeit Otto Wuttke 1872 von dem damals 32 Jahre alten Helmuth Freiherr von Maltzahn-Gültz beauftragt. Sein Todestag hat sich am 11. Februar zum 95. Mal gejährt.

Der Baron und Rittergutsbesitzer aus Vorpommern war nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871, an dem er als Reserve-Offizier teilgenommen hatte, als Abgeordneter in den ersten deutschen Reichstag eingezogen. Der Vertreter des Wahlkreises Anklam-Demmin brauchte eine angemessene Dienstwohnung für sich und seine Familie. Otto Wuttke errichtete ihm ein Haus ganz in der Formensprache der antiken Welt, wie eben damals herrschaftliches Wohnen verstanden wurde.

18 Jahre saß von Maltzahn für die Konservativen im Parlament. Dann wurde er auf Vorschlag Bismarcks Leiter des Reichsschatzamtes. Es befasste sich mit dem Etat-, Zoll- und Rechnungswesen des Deutschen Kaiserreichs. 1893 legte er sein Amt nieder und zog sich auf seine Besitzungen zurück. 1899 wurde er zum „Oberpräsidenten“, zum obersten Beamten von Pommern in Stettin berufen. Das Amt hatte er bis 1911 inne.

Nach dem Wegzug der Maltzahn-Gültz hatte die Villa noch andere Bewohner: den Fabrikbesitzer F. Schulze, der das klassizistische Eingangsportal und ein Altan mit Terrasse anbauen ließ, und den Zuckerchemiker Carl Scheibler. Auch er ließ die Villa umbauen, vom Hotel-Architekten Carl Gause.

Die Villa ist heute restauriert und innen vollkommen umgebaut, um die Schulbibliothek des Gymnasiums unterzubringen. Sie ist Sitz der Deutsch-Französischen Gesellschaft (Société Franco-Allemande).

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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