Laut Senat und Helmholtz-Zentrum besteht jedoch kein Sicherheitsrisiko

Am Hahn-Meitner-Platz 1 befindet sich das gut bewachte Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB), das hier den Forschungsreaktor BER II betreibt. | Foto: Archiv
  • Am Hahn-Meitner-Platz 1 befindet sich das gut bewachte Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB), das hier den Forschungsreaktor BER II betreibt.
  • Foto: Archiv
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Wannsee. Der Forschungsreaktor BER II im Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) ist seit November abgeschaltet. Der Grund: ein feiner Riss an einer Schweißnaht, die sich an einem Rohr im Reaktorbecken befindet.

Laut einem Bericht der "taz" von Anfang Juli wurde der BER II aus Sicherheitsgründen heruntergefahren. Diese Darstellung weist die Sprecherin des Helmholtz-Zentrum Berlins, Ina Helms, zurück: "Es bestand zu keinem Zeitpunkt eine Sicherheitsbedrohung." Auch die Atomaufsicht des Landes Berlin gehe nicht von einem Sicherheitsrisiko aus, wie Daniela Augenstein, Pressesprecherin der der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt erklärte.

Im Mai hatte das HZB eine Mitteilung veröffentlicht, dass 2010 der Riss an der Schweißnaht entdeckt und seitdem "sorgfältig beobachtet" werde. Er betreffe kein sicherheitsrelevantes Bauteil.

Im Herbst dieses Jahres soll der Reaktor, der Neutronenstrahlen für wissenschaftliche Untersuchungen liefert, wieder in Betrieb gehen. Dann komme ein neuer Hochfeldmagnet für Neutronenstreuexperimente zum Einsatz. Bis dahin werde die "Schwachstelle" beseitigt.

Warum aber wurde die Öffentlichkeit nicht sofort im November 2013 informiert? Ina Helms: "Wir haben uns zunächst mit den Behörden und Sachverständigen über das Reparaturkonzept verständigt. Geplant waren die Arbeiten ohnehin. Wir wussten zu dem Zeitpunkt nur noch nicht, wann wir sie beginnen würden. Letztlich haben wir sie vorgezogen. Die Abschaltung des Reaktors erfolgte zeitgleich mit der entsprechenden Empfehlung des TÜVs Rheinland."

Silke Gebel, umweltpolitische Sprecherin der Fraktion B‘90/Grüne im Abgeordnetenhaus von Berlin, wirft der Atomaufsichtsbehörde und der HZB eine "mehr als mangelhafte Informationspolitik" vor. Die Schweißnaht im Becken stelle ein Sicherheitsleck dar. "Bevor der Reaktor wieder anfährt , muss eine Sonderprüfung vollständig und ergebnisoffen durchgeführt werden." Das sei nur mit einer Vor-Ort-Begehung möglich. Im Gegensatz dazu habe der Senat immer nur Aktenprüfungen veranlasst.

Hauke Benner vom Anti-Atom-Bündnis in Berlin und Potsdam wirft der Atomaufsicht und dem Senat Vertuschung, Verheimlichung und Verharmlosung vor. "Die seit vier Jahren bekannte Rissbildung drohte sich schlagartig zu vergrößern. Im schlimmsten Fall hätte das Kühlwasser auslaufen können." Benner spricht von erheblichen Mängeln und Störfällen des Atomforschungsreaktors, die Vertuschungspolitik sei nicht länger hinnehmbar.

Sowieso sei Kritik angebracht, denn beim Betrieb des Reaktors gelange radioaktives Tritium in die Luft, das sich im Körper anreichern und in der Erbsubstanz einlagern könne. Dazu sagt Ina Helms: "Was hier an Tritium entweicht, liegt weit unter den gesetzlich festgelegten Grenzwerten."

Ulrike Martin / uma
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

21 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 280× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 910× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 407× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.