Sanierung der AVUS-Tribüne startet mit Dachabriss

Die Tribüne an der AVUS am Morgen des 11. April – ohne Dach. | Foto: Matthias Vogel
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Schandfleck sagen die einen, Symbol glorreicher Zeiten die anderen. Fakt ist: Die Tage der alten, einsturzgefährdeten AVUS-Tribüne sind gezählt. Sie wird saniert und umgebaut. In der Nacht zum 10. April haben Bagger schon einmal das Dach "abgebissen".

Als kleiner Steppke hat Denis aus Halensee mit großen Augen die Autorennen auf der AVUS-Rennstrecke verfolgt. Deswegen ist er natürlich gekommen, um sich den Abriss der Tribüne anzusehen. "Das ist schon ein Ereignis", sagt er. Als die Bagger gegen Mitternacht endlich zur Tat schreiten, lässt er seine Drohne aufsteigen, um sie Fotos schießen zu lassen und den historischen Moment zu dokumentieren. Nicht nur sein Aufwand ist hier, etwa 100 Meter von den Abrissarbeiten entfernt, groß. Ein Zelt ist für die 30-köpfige Feier-Gemeinde aufgebaut, Häppchen werden gereicht, Sekt ausgeschenkt. Ein DJ beschallt den Rastplatz mit Musik, Kameras surren, es gibt ein Interview mit der früheren Rennfahrerin Elke Middeldorp, die die Eigenheiten ihres betagten, aber auf Hochglanz polierten Porsches erläutert. Bürgermeister Reinhard Naumann (SPD) schlüpft in die Rolle des Moderators und fragt Investor Hamid Djadda über das Projekt aus. Und als die ersten Dachstücke aus der Beißzange des Baggers direkt in die großen Container der angerückten Laster fallen, singt der Tenor Martin Constantin live David Bowies Mauerfall-Hymne "Heroes". Ob Nostalgie-Träne im Knopfloch oder Vorfreude auf eine schickere Eingangspforte zur City-West - es sind die Gefühle, die den Aufriss rechtfertigen. Denn der Blick auf das Ergebnis der Abrissarbeiten bei Tageslicht ist so spannend nicht: Es fehlt bislang wirklich nur das Dach.

Teilweise soll die Tribüne nach Original-Vorbild restauriert werden. Nur in den Ferien darf gearbeitet werden, deshalb dauert das bis zum Sommer 2019. Bis alles fertig ist, wird das Jahr 2021 geschrieben werden. Bauherr Djadda, der an die fünf Millionen Euro in sein Projekt steckt, hat also noch Zeit, das Nutzungskonzept klarer zu definieren. Er schafft Platz für Events, Büros, ein Café und ein kleines AVUS-Museum. Und dann hätte er gerne noch einen renommierten Autohersteller mit im Boot, der einen Showroom zum Thema Mobilität platziert. Das würde allen gut passen. Der Öffentlichkeit, weil das zur Reminiszenz an die berühmte Rennstrecke beitrüge, Djadda selbst, weil er einen finanzstarken Pächter hätte ("Der Umsatz muss stimmen") und dem Bezirksamt, weil es dann den ersehnten Fixpunkt der von der Abteilung Stadtentwicklung geplanten "Achse der Mobilität" durch den Bezirk mit den weiteren Säulen Kantgarage und Technische Universität gäbe. "Aber offenbar zieren sich die Autobauer noch", sagte Naumann.

Als die Bagger anfangen, sagte der Bürgermeister: "Höchste Zeit, der Bau ist so marode, dass er demnächst sicher eingestürzt wäre." Und Djadda? Der freute sich einfach, "dass schließlich alles geklappt" habe: "Es hat mir jedes Mal im Herzen weh getan, wenn ich an dieser Ruine von einer Tribüne vorbeigefahren bin. Das ist doch ein Stück Berliner Geschichte, das bewahrt werden muss. Die Verhandlungen mit den Behörden waren wirklich schwierig. Aber sie haben sich gelohnt. Wo sonst in Deutschland gibt es einen Standort für ein derartiges Projekt so nah an der Autobahn?"

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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