Der Verein Wasserfreunde Spandau 04 signalisiert Interesse am Kombi-Bad
Gerüchte, dass die Berliner Bäder-Betriebe sich aus dem größten Spandauer Schwimmbad zurückziehen könnten, gab es schon seit Längerem. Doch während die Bäder-Betriebe sich zu Gerüchten nicht äußern wollen, bestätigt jetzt Hagen Stamm, Präsident der Wasserfreunde Spandau 04, das Interesse seines Vereins: "Es hat erste Gespräche gegeben." Allerdings werde der Verein das Bad nicht komplett übernehmen. "Wir interessieren uns für das Hallenbad", so Stamm. Er wirft für seinen Verein in die Waagschale, dass er zeitweise schon das Freibad in Staaken und das Hallenbad an der Radelandstraße betrieben habe. Und dabei habe man zum Teil längere Öffnungszeiten anbieten können, als es die Bäder-Betriebe selbst getan hätten.
In Spandau sorgt die Nachricht von einer Übernahme des Bades für Unruhe: "Ein Verein kann nicht die Personalreserven nutzen, die die Bäder-Betriebe stadtweit haben", sagt Jürgen Kessling, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV).
Noch mehr als organisatorische Probleme fürchtet er soziale Nachteile. "Muss man künftig Mitglied im Verein sein, um schwimmen zu lernen?" Schon das Erlernen dieser Fähigkeit und auch das Schwimmen insgesamt könne für weniger Betuchte dann unerschwinglich werden. Auch Emilio Paolini, Fraktionsvorsitzender der Piratenpartei in der BVV, sieht das öffentliche Schwimmangebot in Frage gestellt.
Im Senat sieht man das anders. In einer Antwort auf eine Anfrage der Linkspartei erklärte schon am 10. März der Staatssekretär in der Sportverwaltung, Andreas Statzkowski (CDU), dass der Senat die Übertragung von Bädern an gemeinnützige Vereine zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Bäder-Betriebe begrüße, insofern das Schulschwimmen weiter gesichert bleibe und kleinere Vereine nicht verdrängt würden. Anlass der Anfrage war ausgerechnet die Nutzung des Forumbades im Charlottenburger Olympiapark durch die Wasserfreunde Spandau 04.
Schwimmen als Daseinsvorsorge
Ein Kommentar von Christian Schindler
Im Kombi-Bad Spandau-Süd fokussiert sich die Frage, ob das Land Berlin das Vorhandensein von ausreichenden Schwimmmöglichkeiten als Daseinsvorsorge begreift oder doch eher als zu vernachlässigenden Luxus. Noch im Frühjahr hatte die Politik das Ansinnen des Managements der Berliner Bäder-Betriebe einhellig kritisiert, das Kombi-Bad mittels einer Management-Ausschreibung de facto zu privatisieren. Nun könnte es ein Verein richten. Die Wasserfreunde Spandau 04 sind einer der renommiertesten Schwimmvereine bundesweit, mit internationalen Erfolgen und Erfahrung im Breitensport. Wer auch nur einmal ein Training auf dem Olympiagelände besucht hat, weiß, was dieser Verein leistet und leisten kann. Sicher würde sich auch mancher in Spandau freuen, wenn sich der Verein wieder auf Spandauer Gelände ansiedelt. Aber die Frage bleibt: Gibt das Land Berlin die Verantwortung fürs Schwimmen als Daseinsvorsorge ab, egal ob an Unternehmen oder Vereine, und wenn ja, zu welchen Bedingungen? Und wie geht es weiter mit den Bäder-Betrieben? Behält das Land dann nur noch einige wenige profitable Spaßbäder, die dann eigentlich auch privat betrieben werden könnten?
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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