Streit um Tennisplatz-Bebauung spitzt sich zu

Noch denkmalwürdig oder nicht? Seit 2007 liegen die Tennisplätze im Woga-Komplex zwischen Albrecht-Achilles-Straße, Cicerostraße und Paulsborner Straße brach – und das sieht man. | Foto: Thomas Schubert
  • Noch denkmalwürdig oder nicht? Seit 2007 liegen die Tennisplätze im Woga-Komplex zwischen Albrecht-Achilles-Straße, Cicerostraße und Paulsborner Straße brach – und das sieht man.
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Wilmersdorf. Darf die verwilderte Tennisanlage im Hof einer Wohnsiedlung hinter der „Schaubühne“ bebaut werden? Anwohner verneinen dies vehement und drohen mit Klagen. Zugleich eskaliert bei diesem Thema ein Konflikt, der schon seit Monaten schwelt.

Wie früh muss ein Bezirksamt informieren? Was darf es über vertrauliche Investorengespräche verraten? Wie weit darf es dem Geldgeber entgegenkommen? Im Streit um die nachträgliche Erweiterung eines der bedeutendsten Bauzeugnisse der frühen 30er-Jahre sind das Fragen, die für gereizte Stimmung sorgen.

Es stehen sich gegenüber: Baustadtrat Marc Schulte (SPD), Befürworter von Wohnungsbau im Inneren des Hofes und Verhandlungspartner des Investors. Und die empörte Bewohnerschaft des denkmalgeschützten Woga-Komplexes zwischen Albrecht-Achilles- und Cicerostraße, eines von Erich Mendelsohn entworfenen Stadtviertels im Hinterland der „Schaubühne“ am Lehniner Platz. Sie beklagen sich über das Pläneschmieden hinter ihrem Rücken und verlangen eine Offenlegung, noch bevor der Bauantrag im April eingehen wird.

Infos sind durchgesickert

Dies jedoch kann Schulte aus baurechtlichen Gründen nicht leisten – bis zur Antragstellung gilt Investorenschutz. Das Problem: Alle wesentlichen Informationen sind nun auf inoffiziellem Wege durchgesickert. Es ist klar, dass die britische Immobiliengesellschaft „Shore Capital“ die brachliegenden „Tennisplätze am Kurfürstendamm“ im Inneren des Komplexes für 435 000 Euro erworben hat und nun durch den Wohnungsbau ein Vielfaches an Gewinn erwirtschaften dürfte. „Zum Preis einer Eigentumswohnung hat sie den ganzen Platz gekauft“, rechnet Anwohner und Architekt Reinhard Brüggemann vor. Wenn man bedenkt, dass im Hof etwa 70 neue Appartments entstehen könnten, entspricht das einer Rendite, die Projektgegner für unanständig halten. Sie drohen bereits mit Klagen.

„Für den Investor ist das eine Goldgrube. Unser Denkmal wird geschändet“, protestiert Brüggemann. Gemeinsam mit einem Großaufgebot an Nachbarn erschien er im Stadtentwicklungsausschuss, wo die BVV-Fraktionen auf Antrag der Grünen eine Informationsveranstaltung forderten, sowohl zu diesem Projekt als auch zum Neubau am alten Poststandort Hochmeisterplatz. Zudem regte CDU-Architekturexperte Jürgen Lautsch an, den Ausschuss direkt vor Ort tagen zu lassen. Man müsse mit eigenen Augen sehen, wie schlecht es derzeit um die Tennisanlage bestellt ist: „Sie wirkt verrottet, unschön, kaum existent.“

Denkmalschutz muss entscheiden

Sollte man also nicht in Erwägung ziehen, Mendelsohns eigenen Alternativplan doch noch zu verwirklichen? Der sah nämlich vor, im Hof des Komplexes kreuzförmige Häuser zu errichten, erst später verwarf er die Idee zugunsten der Tennisplätze. Mit gutem Grund, wie die jetzigen Bewohner meinen.

Alles steht und fällt damit, wie das Landesdenkmalamt entscheiden wird. Darf man die Tennisplätze wegen ihres schlechten Zustands aus dem Denkmalschutz für die Gesamtanlage ausklammern oder nicht? Auf diese Entscheidung will die fraktionslose Grünen-Verordnete Nadia Rouhani nicht warten. Sie nahm Akteneinsicht und machte den Namen des Investors öffentlich, mit dem Ziel, das Vorhaben zu stoppen. Aber sie verstieß damit aus Sicht der SPD-Fraktion gegen die Vertraulichkeit. Und Stadtrat Schulte droht ihr nun mit rechtlichen Konsequenzen. „Ich lasse mich nicht populistisch zum Rechtsbruch auffordern“, besteht er darauf, die Investorengespräche unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu führen – bis der Bauantrag eingeht.

Konflikt mit Nadia Rouhani

Die Ankündigung eines juristischen Verfahrens gegen Rouhani, es ist die Eskalation eines Dauerstreits zwischen ihr und Schulte. Ein Zwist, der mit dem Konflikt um den Erhalt der Kleingartenkolonie Oeynhausen begann und sich beim Durchwinken eines umstrittenen Wohnungsbauprojekts an der Seesener Straße fortsetzte. Für ihren Auftritt im Fall des Woga-Komplexes erhielt Rouhani von den Anwohnern lauten Applaus. Aber selbst sie will hier nicht alles beim Alten belassen und fragt: "Wie wäre es anstatt der Wohnungen mit einer Kita?" tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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