Aussagen: Galerie würdigt das Werk von Hildegard Ochse

Stadtvegetation, eingesperrte Tiere und Menschen in der Großstadtöde – Ochse hatte dafür ein Auge. | Foto: Hildegard Ochse
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  • Stadtvegetation, eingesperrte Tiere und Menschen in der Großstadtöde – Ochse hatte dafür ein Auge.
  • Foto: Hildegard Ochse
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Wilmersdorf. Sie hinterließ 50 0000 Negative, 5000 entwickelte Fotografien und offene Fragen. Was es über Hildegard Ochse zu wissen gilt, erzählt jetzt die Kommunale Galerie.

Damit Gestrüpp am Wegesrand zu Kunst wird, braucht es ein waches Auge, Sinn für Komposition, eine gestalterische Idee. Hildegard Ochse, eine Autorenfotografin, deren Namen man in der Reihe bekannter Größen bisher nicht kannte, unternahm genau das: Sie richtete zu Lebzeiten ihre Kamera auf Verästelung am Wegesrand, suchte einen tieferen Sinn in der „Stadtvegetation“, setzte das Gestrüpp in Verbindung zu Menschen, die an ihm vorübergehen.

Ochses Vermächtnis ist nun 18 Jahre nach ihrem Tod in der Kommunalen Galerie so umfassend wie noch nie den Blicken der Öffentlichkeit preisgegeben. Man könnte sagen: Der Nachlass wurde volljährig. Und in der Schau „Zwischen eigener Sicht und authentischer Realität“ sorgt die Auswahl von Kuratorin Tina Sauerländer dafür, dass Ordnung kam in die Zigtausenden Negative, die man als Ochses Lebenswerk betrachtet.

„Sie schuf kein Abbild der Wirklichkeit, sondern kommunizierte ihre Sicht auf die Realität“, unterstreicht Sauerländer den subjektiven Charakter der Aufnahmen. Und Ochses Sohn Benjamin liest aus den Arbeiten „Härte und Isolation als Ausdruck der Stadtgesellschaft“ heraus. „Das sind keine Schnappschüsse, sondern Aussagen.“

In anderen Werkgruppen wie „Gastland Bundesrepublik Deutschland“ widmete sich die Fotografin den zoologischen Gärten des Landes – und fand die Tiere in ihren Käfigen ebenso eingesperrt wie Pflanzen in ihren Töpfen. Auch persönliches Material und fotografische Dokumentationen eines Stipendienaufenthalts der damals 16-Jährigen in New York hielten Einzug in die neue Schau. 1953 kehrte Ochse auf dem Passagierschiff „Andrea Doria“ nach Europa heim, nicht ohne vom Wasser aus noch ihren letzten Blick auf die Brooklyn Bridge festzuhalten.

Wer war Hildegard Ochse? Ein streng katholisch erzogene Berlinerin aus gutbürgerlichem Hause, 1935 geboren, 1997 gestorben. In den Kursen von Michael Schmidt, Gründer der „Werkstatt der Fotografie“, fand sie zu einer eigenen Bildsprache, bestritt ihr Einkommen ab den 70er-Jahren mit der Kunst. Wer Hildegard Ochse war, lässt sich in ihrer Biografie aber nicht so genau herausfinden wie beim Betrachten ihrer Bilder. tsc

Die Ausstellung „Zwischen eigener Sicht und authentischer Realität“ in der Kommunalen Galerie, Hohenzollerndamm 176, ist kostenfrei zu folgenden Zeiten zu sehen: Di-Fr 10-17 Uhr, Mi 10-19 Uhr, So 11-17 Uhr. Am Mittwoch, 2. Dezember, ab 18 Uhr gibt es eine Kuratorenführung mit Tina Sauerländer.
Stadtvegetation, eingesperrte Tiere und Menschen in der Großstadtöde – Ochse hatte dafür ein Auge. | Foto: Hildegard Ochse
Eine Frau und ihr fotografisches Vermächtnis: Hildegard Ochse im Jahre 1952 in New York. | Foto: Kommunale Galerie Berlin
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

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