Für den Künstler Norbert Wiesneth ist Berlin ein Ort der richtigen Momente
Wie funktioniert die Zusammenarbeit von PhotoWerkBerlin mit der Kommunalen Galerie?
Norbert Wiesneth: Ganz wunderbar. Wir wurden im vergangenen Jahr eingeladen, in der Galerie einen Projektraum einzurichten und haben hier bereits vier Ausstellungen eröffnet. Die Mitarbeiter der Galerie sind engagiert, das Haus eignet sich bestens. Und wir arbeiten auch zusammen mit dem hiesigen Kunstverleih, der Artothek.
Sie veranstalten neben den Ausstellungen auch verschiedene Workshops. Welche sind die gefragtesten?
Norbert Wiesneth: Einerseits interessieren sich die Leute sehr für historische Aufnahmetechniken - zum Beispiel die Fotografie auf Glasplatten. Außerdem gibt es eine große Nachfrage bei Porträt-Workshops und Veranstaltungen, die etwas mit konkreten Orten zu tun haben. Zum Beispiel im Stasigefängnis Hohenschönhausen. Dort waren wir auch schon mit einer Schulklasse aus Charlottenburg auf Motivsuche.
Am Bahnhof Zoo entsteht durch die Nachbarschaft der Stiftung C/O-Berlin und des Museums für Fotografie ein Zentrum des Lichtbilds. Wo sehen sie Ihren Platz?
Norbert Wiesneth: Wir sind ganz frisch dabei und freuen uns natürlich über solche Nachbarschaft. Wir fänden es toll, einmal mit solchen Namen zusammenzuarbeiten. Beide Akteure machen ein beeindruckendes Programm und sind wohl auch nicht zufällig am Standort Charlottenburg heimisch. PhotoWerkBerlin ist offen für jede Initiative, die sich hier bildet. Wir machen nicht die großen Blockbuster-Ausstellungen, wären aber die richtigen für kleinere, intimere Präsentationen.
Was sind aus Ihrer Sicht die fotografischen Trends in Berlin?
Norbert Wiesneth: Die Fotografie explodiert weiterhin, auch massenmäßig. Und Berlin hat sich als Standort für Fotokunst herauskristallisiert. Außerdem ist es ja eine richtige Startup-City. Es gibt zum Beispiel das neue Unternehmen EyeEm, das der Fotoplattform Instagram Konkurrenz machen will. Solche Entwicklungen gibt es zwar vielerorts, aber Berlin hat dabei einen Fokus auf wirklich hochwertiger Fotografie.
Wie stehen Sie zur Fotografie mit dem Smartphone? Ist das in Ihren Augen eine Kunstform?
Norbert Wiesneth: Jede Technik kann zur Kunst werden. Es kommt darauf an, wer sie ausführt und wie. Die Masse der Handybilder ist unglaublich, und dabei gibt es viel gedankenloses Geknipse. Es kostet ja nichts. Wir setzen da an und sagen: Man kann mit Fotohandys tolle Sachen bewerkstelligen. Aber man muss sich Gedanken machen. Ein gutes Bild ist immer geprägt durch eine eigene Handschrift. Es drückt Interesse aus, hat eine gute Komposition und gutes Licht. Beim Ausflug ins Stasigefängnis haben einige Schüler mit professionellen Kameras Fotos gemacht und viele mit dem Handy. Und manchmal waren die Handybilder besser.
Was würden Sie einem jungen Fotografen raten, der in Berlin durchstarten will?
Norbert Wiesneth: Ich würde sagen: Guck viel - es gibt viel zu sehen. Diese Stadt ist eine Stadt fürs Auge. Es gibt wahnsinnig viele Motive und viele erstklassige Fotografen. Mann kann voneinander lernen. Und es gibt hervorragende Inspiration in Ausstellungen, sowohl bei großen als auch bei kleinen Galerien.
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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