Flüchtlingshilfe besser vernetzt: Nun gibt es auch "Willkommen in Wilmersdorf"

Ablenkung für Flüchtlingskindern: Martina Schröder (r.) kümmert sich um das Wohl der jüngsten Turnhallenbewohner. | Foto: Schubert
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  • Ablenkung für Flüchtlingskindern: Martina Schröder (r.) kümmert sich um das Wohl der jüngsten Turnhallenbewohner.
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Wilmersdorf. Nachdem die Initiative "Willkommen im Westend" ehrenamtliche Hilfe für Asylbewerber in die richtigen Bahnen lenkte, gründet sich jetzt ein Ableger. Und die Wilmersdorfer Helfer haben schon ein Ziel: Den Bewohnern der Gretel-Bergmann-Halle das Leben angenehm gestalten - bis zur möglichst schnellen Schließung.

Die Probleme sind ähnlich, die Nachbarn kaum weniger engagiert. Aber ein Netzwerk, um Hilfsbedarf und Hilfestellung in Deckung zu bringen? Das fehlte bislang. Mit der Gründung von "Willkommen in Wilmersdorf" dürfte dieser Mangel nun behoben sein. Wer sich dahinter verbirgt? Bekannte Gesichter. Denn sowohl Felicitas Karimi als auch Martina Schröder kennt man bereits von der Schwestergruppe in Westend. Und wie sich beim Gründungstreffen zeigte, sind auch viele ihrer Mitstreiter bereits Wohltäter im Charlottenburger Ortsteil - obwohl sie in Wilmersdorf leben und hier ebenfalls Bedarf besteht.

Während in der regulären Unterkunft an der Brandenburgischen Straße kein Grund zum Klagen besteht, zeigten sich Karimi und ihre Helfer vom Lagebild in der Gretel-Bergmann-Halle zunächst entsetzt.

"Es geht nicht, dass Menschen langfristig so untergebracht werden", kritisiert Karimi das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso). Inzwischen scheint sich die Situation der Unterbringung von meist traumatisierten Flüchtlingen deutlich gebessert zu haben. Und nach anfänglicher Skepsis dürfen ehrenamtliche Helfer nun eintreten.

Warum man Gäste zuerst abblockte, sagte eine Mitarbeiterin des Trägers "PeWoBe" beim Gründungstreffen: "Wir wollen die Privatsphäre dieser Menschen respektieren", hieß es. Die Sprecherin zeigte sich zwar offen für Hilfe, machte aber kein Geheimnis daraus, dass sie das provisorische Heim an der Rudolstädter Straße "lieber heute als morgen" schließen würde. "Als wir das Heim kurz vor Weihnachten übernahmen, wussten wir gar nicht, dass es eine Turnhalle ist. Die Situation war völlig neu für uns." Eigentlich sei man vom Lageso nur bis Ende Januar verpflichtet worden. Dann verzögerte sich die Schließung immer weiter, es gab einen Ausbruch von Masern, was eine Quarantäne zur Folge hatte. Familien vermittle man möglichst schnell in eine geeignetere Bleibe - doch der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab.

Ob eine komplette Schließung nach Ostern wirklich gelingt, bezweifelt Annegret Hansen, für die SPD im BVV-Sozialausschuss aktiv und ebenfalls unter den Gründern der Wilmersdorfer Willkommensinitiative. "Ich befürchte, dass die Belegung weitergeht", sagte sie. Andere Unterkünfte habe man noch nicht in Sicht. Hier sei das Land Berlin gefragt, schneller zu handeln.

Ähnliche Befürchtungen hegt der Wilmersdorfer Piraten-Abgeordnete Martin Delius. Er will sich als bildungspolitischer Sprecher seiner Partei im Vorfeld von Haushaltsverhandlungen persönlich von den Geschehnissen überzeugen "und die Prognosen mit der Situation vor Ort abgleichen".

Wie bei "Willkommen im Westend" dürfte auch beim Wilmersdorfer Ableger der E-Mail-Verteiler das wichtigste Werkzeug werden. Hier erfahren die Freiwilligen ganz aktuell, welche Art von Hilfe oder welches Spendengut gerade gefragt ist. Als Basis in der physischen Welt dienen die Räume der Hochmeister-Gemeinde in der Paulsborner Straße 86, wo sich Pfarrerin Cornelia Dreyer für die Ideen des Bündnisses aufgeschlossen zeigt. Selbst die Polizeidirektion 2 sitzt mit im Boot. Immerhin betreibt sie eine Wache gleich neben der Bergmann-Halle. Und sorgte mit ihrer Präsenz dafür, dass Rechtsradikale nach einem ersten Besuch nicht wiederkamen.

Wer bei "Willkommen in Wilmersdorf" helfen möchte, kann sich bei Gründerin Martina Schröder per E-Mail melden unter martina@willkommen-im-westend.de.
Thomas Schubert / tsc

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Thomas Schubert aus Charlottenburg

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