Zum Tag der Archive am Sonnabend, 3. März, stellen sich am Eichborndamm gleich drei Institutionen vor: Das Landesarchiv Berlin, die Deutsche Dienststelle und das Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsarchiv.
Der Tag der Archive wird bundesweit vom Verband deutscher Archivarinnen und Archivare organisiert. In Wittenau erlaubt er nicht nur einen Blick in sonst nicht zugängliche Magazine, sondern rückt auch ein riesiges, aber aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwundenes Gelände in den Blick. Die Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (DWM) am Eichborndamm.
Auf diesem Gelände entstanden ab 1906 insgesamt bis zu 50 Gebäude, in denen zunächst vor allem Waffen für den Ersten und den Zweiten Weltkrieg produziert wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Produktion in Richtung zivile Waren verändert. Waggons für U- und S-Bahn rollten aus den Hallen, aber auch das Amphicar wurde hier produziert: Ein Auto, dass mittels kleiner Schiffsschrauben auch durch Flüsse schippern konnte.
Archiv sucht nach Alltagsgegenständen
Dazwischen gab es auch eine sehr profane Nachkriegsproduktion: Aus Geschosshülsen wurden Küchengegenstände. Das Landesarchiv Berlin ist noch auf der Suche nach solchen Gegenständen, die von der Produktion der DWM zeugen. Wer solches zur Verfügung stellen möchte, kann sich unter 90 26 40 melden. Am 3. März gibt es jeweils um 11, 13 und 15 Uhr Rundgänge über das DWM-Gelände, die im Foyer des Landesarchivs, Eichborndamm 115, starten. Schon um 10 Uhr wird dort eine Ausstellung zum Gelände eröffnet.
Das Landesarchiv Berlin, das quasi für alle Akten des Landes zuständig ist, bietet ab 10.30 bis 16 Uhr stündlich Magazin-Führungen an und gibt um 10.45, 12.45 und 14.45 Einführungen in die Überlieferung der Berliner Standesämter. In der Deutschen Dienststelle, Eichborndamm 179, die bis heute Angehörige über das Schicksal von Wehrmachtsoldaten informiert, wird ab 10.15 Uhr stündlich der ZDF-Film aus dem Jahr 1964 „Krieg im Karteikasten“ von Hans Christoph Knebusch gezeigt.
John Rabe im Fokus
Das Archiv-Motto in diesem Jahr lautet „Kampf um Demokratie und Bürgerrechte“, die das Landesarchiv mit ausgewählten Archivalien zur deutschen Revolution von 1848, zu den politischen Auseinandersetzungen um 1968, aber auch zur Entnazifizierung illustriert. Bei letzterem Thema geht es unter anderem um John Rabe, den Siemens-Geschäftsleiter in China, der 1934 in die NSDAP eintrat und später tausende Chinesen vor Massakern der in China einmarschierenden Japaner rettete. Rabe geriet danach ins Visier der Gestapo, weil er die Kriegsverbrechen der mit dem Dritten Reich verbündeten Japaner öffentlich zu machen versuchte.
Das Landesarchiv Berlin ist am 3. März von 10 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Entnazifizierungsdokument zu John Rabe.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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