Vom Schweizerhof zur John-F.-Kennedy-Schule

Das Hauptgebäude der ehemaligen Laehr-Klinik, der Schweizerhof, auf einer Postkarte von 1950. | Foto: Heimatverein Zehlendorf-Mitte
2Bilder
  • Das Hauptgebäude der ehemaligen Laehr-Klinik, der Schweizerhof, auf einer Postkarte von 1950.
  • Foto: Heimatverein Zehlendorf-Mitte
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Ein stattlicher Hauptbau mit Balkonen und zahlreichen Nebengebäuden und alles leicht erhöht mitten im Grünen gelegen – so sah der Schweizerhof Mitte des 19. Jahrhunderts aus. Heute ist davon fast nichts mehr vorhanden. Am Teltower Damm 87-93 liegt der Campus der deutsch-amerikanischen John-F.-Kennedy-Schule, ein Neubaukomplex.

Im 19. Jahrhundert war der Schweizerhof ein bäuerliches Anwesen auf einem Sandhügel. Der Psychiater Bernhard Heinrich Laehr (1820-1905) kaufte das Gehöft 1853 und gründete eine private Nervenheilanstalt, das „Asyl Schweizerhof“.

Laehr galt als Reformator in der Nervenheilkunde. Für seine Patienten setzte er auf Bewegung an der frischen Luft und Beschäftigung in der Natur, statt sie weg zu sperren. Mit Hilfe der Insassen gestaltete er das Gelände seiner Anstalt parkähnlich. Dazu erwarb Laehr im Lauf der Jahre ein großes Areal, das vom Zehlendorfer bis zum Schönower Dorfkern reichte. Die Anstalt selbst wurde im Pavillon-Stil ausgebaut.

Zu Beginn wurden auch männliche Patienten aufgenommen, ab 1856 nur noch Frauen. Neben seiner medizinischen hatte Laehr eine landwirtschaftliche Ausbildung, die er in sein Projekt integrierte. Es entstanden Felder, auf denen die Patientinnen Gemüse, Obst und Blumen anbauten. Auch für sportliche Betätigung war gesorgt: mit Tennis- und Croquetplätzen sowie einer Kegelbahn. Es gab weit über 100 Patientinnen und rund 80 Angestellte.

1890 übergab Laehr die Anstalt seinem Sohn Hans Laehr, der sie bis zu seinem Tod 1929 weiterführte. Danach fiel die Immobilie an das Land Berlin mit der Auflage, das Gelände für soziale Einrichtungen zu nutzen.

Ein großer Teil des Ensembles Schweizerhof wurde nach und nach abgerissen. Unter anderem entstanden ein Seniorenheim, Wohnungen für Senioren und die Kirchliche Hochschule Berlin-Zehlendorf. Aus den Grünflächen wurden der Heinrich-Laehr-Park, der Schweizerhofpark und der Schönower Park. Hier fand Laehr auch seine letzte Ruhestätte. Das Zentralgebäude der früheren Nervenheilanstalt hatte zwischenzeitlich eine Nutzung als Jugendamt Zehlendorf, teilweise auch als Jugendfreizeiteinrichtung, bis 1966 im Zuge des Neubaus der John-F.-Kennedy-Schule der Abriss kam.

Die Schule, ursprünglich ab 1960 als Deutsch-Amerikanische Gemeinschaftsschule in den Räumen der Mühlenau-Schule in Dahlem untergebracht, und 1963, nach der Ermordung des 35. US-Präsidenten, in John-F.-Kennedy-Schule (JFKS) umbenannt, zog an den Teltower Damm, zunächst in provisorische Räume. Auf dem Gelände der ehemaligen Laehr-Klinik entstanden ab 1965 sechs neue Hauptgebäude, die den Campus der Schule bilden. Heute hat die Schule einen offenen Ganztagsbetrieb, die Schüler können das deutsche Abitur wie auch das amerikanische High Schhool Diploma erwerben.

Was noch an früher erinnert: Das Haus Reil, ein spätklassizistischer Bau aus dem Jahr 1854 und das letzte architektonische Zeugnis der Laehr-Klinik. Er wird als Schülerselbstverwaltung der JFK genutzt. Der Neubau-Komplex der John-F.-Kennedy-Schule. Die Bushaltestelle hat sich anscheinend bewährt, sie ist geblieben.

Das Hauptgebäude der ehemaligen Laehr-Klinik, der Schweizerhof, auf einer Postkarte von 1950. | Foto: Heimatverein Zehlendorf-Mitte
Der Neubau-Komplex der John-F.-Kennedy-Schule. Die Bushaltestelle (rechts) hat sich anscheinend bewährt, sie ist geblieben. | Foto: Ulrike Martin
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

21 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Für mehr Lebensqualität!
Linderung für Hüft- und Knieschmerzen

Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. Bei unserem Infoabend wird Tariq Qodceiah, Chefarzt für Orthopädie & Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums in Reinickendorf, Ihnen die verschiedenen Ursachen und Behandlungsstrategien für Knie- und Hüftschmerzen erläutern. Er stellt sowohl konservative als auch operative Methoden vor und zeigt,...

  • Reinickendorf
  • 25.02.25
  • 568× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 811× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 794× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.