Obst und Gemüse zwischen Plattenbauten
An der Liebenwalder Straße gärtnern Menschen aus 13 Nationen
Ringsum stehen Plattenbauten, aber an der Liebenwalder Straße 12 fühlt sich der Besucher trotzdem wie am Rande der Stadt.
Auf 55 Beeten gedeihen Obst und Gemüse. Auf Gemeinschaftsflächen stehen Rebstöcke, wachsen Blumen und Kräuter. Auf einer eingezäunten Fläche stehen die Bienenkästen eines Imkers. Dass hier Menschen aus unterschiedlichen Nationen gärtnern, ist beim Betrachten der Beete zu entdecken. Die Bepflanzung unterscheidet sich durchaus nach den Vorlieben der landestypischen Küchen. Die Oase im Plattenbaugebiet ist einer der größten Interkulturellen Gemeinschaftsgärten Berlins.
„Bei uns gärtnern auf etwa 11 000 Quadratmetern Fläche Menschen aus 13 Nationen“, berichtet Tino Langfeld, der Ansprechpartner vor Ort. „Es sind sowohl Familien, als auch Einzelpersonen, die bei uns ein Beet gepachtet haben. Sie stammen zum Beispiel aus Serbien, Afghanistan, Syrien, Ägypten, China oder es sind deutsche Nachbarn.“ Die Vielfalt der Nutzer widerspiegelt sich auf den Beeten. Das ist so gewollt. Denn beim Pflanzen, Unkraut jäten und Gießen kommen sie ins Gespräch, tauschen sich aus, lernen voneinander und mitunter entstehen Freundschaften.
Früher standen an der Liebenwalder Straße 12 zwei Doppel-Kitas. Weil die Geburtenzahlen in den 90er-Jahren und Anfang des Jahrtausends drastisch zurückgingen, wurden sie geschlossen. Später ließ sie der Bezirk abreißen. 2004 gab es dann in einer interkulturellen Kinder- und Jugendwerkstatt die Idee, einen Garten anzulegen.
Dessen Aufbau forcierte ein Bündnis aus Bürgern, Vereinen, Migrantenrat, Bezirksamt und Wohnungsverwaltungen. Gemeinsam mit einer Architektin wurde der Garten geplant. Der Verein Sozialdiakonische Jugendarbeit Lichtenberg (heute SozDia Stiftung Berlin) übernahm 2005 die Trägerschaft. 2006 wurden die Bauarbeiten abgeschlossen und im März 2007 die ersten Pachtverträge vergeben. Die Nutzer können für zwei Jahre mit Option auf Verlängerung ein ganzes Beet mit 40 Quadratmetern oder ein halbes Beet mit 20 Quadratmetern Fläche bewirtschaften. Dafür zahlen sie 15 beziehungsweise 7,50 Euro im Monat. Außerdem gibt es etwa 15 Pflegebeete, vor allem an den Rändern des Gartens, für deren Bewirtschaftung keine Pacht zu zahlen ist.
Unter dem Motto „Kennenlernen – Freunde werden“ gibt es auch Freizeitangebote für Kinder im Grundschulalter. Sie sind Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 11 bis 17 Uhr willkommen. Stadtkinder können hier auf für sie angelegten Beeten gärtnern und Naturerfahrungen sammeln, spielen und basteln. Dafür stehen eine Spielwiese und ein Spielplatz zur Verfügung. Neben den Beeten gibt es Gemeinschaftsflächen. Um sie auf Vordermann zu bringen, finden jedes Jahr fünf Garteneinsätze statt.
Der Interkulturelle Garten ist ein Ort für Begegnungen. Deshalb ist er auch, wann immer die Tür offensteht, frei zugänglich. Oft genießen Nachbarn aus den Plattenbauten die Atmosphäre in der grünen Oase. Andere holen sich Anregungen für den eigenen Garten.
Willkommen sind Nachbarn jeden Donnerstag ab 15 Uhr zum Kiez-Café mit Tino Langfeld und seiner Kollegin Virginia Assmann. Sie ist Mitarbeiterin der mobilen Stadtteilarbeit „Unterwegs in Hohenschönhausen Süd“ der SozDia Stiftung. „Bei Kaffee, Tee, Kuchen tauscht man sich aus“, sagt sie. Am 10. Juni öffnet sich der Interkulturelle Garten von 13 bis 17 Uhr zum Langen Tag der Stadtnatur. Um Berlin insektenfreundlicher zu gestalten, bietet das Team unter anderem an, „Saatbömbchen“ herzstellen. Damit können Brachflächen begrünt werden.
Kontakt und Informationen unter Telefon 0157/52 38 51 12, interkulturellergarten@sozdia.de, www.sozdia.de/taetigkeitsbereiche/gemeinwesen/interkultureller-garten/ueber-uns.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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