Soldatenfriedhof und Propagandastätte

Das Ehrenmal mit der 30 Meter hohen Plastik eines Rotarmisten am Tag des Sieges 2017. | Foto: Ralf Drescher
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Seit 1949 steht das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park. Es ist nach deutschem Gesetz eine Kriegsgräberstätte, hier sind rund 7000 noch kurz vor Kriegsende gefallenen Soldaten der Roten Armee bestattet.

Von ähnlichen Kriegsgräberstätten der westlichen Alliierten – zum Beispiel dem Britischen Soldatenfriedhof an der Heerstraße – hebt sich die von der Sowjetunion gestaltete Anlage durch ihren zu Propagandazwecken errichteten Figurenschmuck ab. Die Statue mit dem Rotarmisten, der ein Kind auf dem Arm hält, ist mit Sockel 30 Meter hoch. Gestaltet wurde das Ehrenmal unter anderem vom Architekten Jakow Belopolski und vom Bildhauer Jewgeni Wutschetitsch. Der Bau des Denkmals stand bereits unter dem Zeichen des kalten Krieges. Es sollte nicht nur den Sieg über Nazideutschland symbolisieren, sondern den Machtanspruch der Sowjets in Mitteleuropa zeigen. Die Sprüche des Diktators Josef Stalin, die in russischer und deutscher Sprache vom Sieg des Kommunismus künden, sind ein Zeichen ihrer Zeit.
Zu DDR-Zeiten war das Treptower Ehrenmal Aufmarschplatz zu sowjetischen und ostdeutschen Feiertagen. Hier wurden Mitglieder der SED-Kampfgruppen vereidigt, Kinder in die Pionierorganisation aufgenommen und Mitglieder der Jugendorganisation FDJ zum Wehrdienst verabschiedet.
Anfang Januar 1990 wurde die Kriegsgräberstätte zum vorerst letzten Mal für die Belange der DDR-Führung missbraucht. Bis heute Unbekannte hatten die Anlage am 28. Dezember 1989 mit antisowjetischen Parolen beschmiert und unter anderem Freiheit für die Balten (Litauen, Lettland) gefordert. Zum letzten Mal mobilisierte die SED-PDS rund 250 000 Mitglieder zu einer linientreuen Demonstration. Parteichef Gysi forderte forsch einen DDR-Verfassungsschutz, um vermuteten Naziumtrieben zu begegnen. Bis heute halten sich Gerüchte, frustrierte Stasileute hätten die Parolen selbst angebracht, um ihre Zukunft zu sichern. Die Opposition war empört, wenige Tage später wurde der Aufbau eines Verfassungsschutzes durch den Sturm auf die Lichtenberger Stasizentrale unmöglich gemacht.
Das Treptower Ehrenmal wird seit 1995 im Auftrag des Berliner Senats durch die Grün Berlin GmbH unterhalten. Der Erhalt des Ehrenmals wurde bereits 1990 im deutsch-russischen Nachbarschaftsvertrag vereinbart und gesichert.
Am 9. Mai, der in Russland und weiteren Staaten der ehemaligen Sowjetunion als Tag des Sieges begangen wird, marschieren auch in Treptow Kriegsveteranen, aber auch junge Russen und selbst Kinder in Uniformen der früheren Sowjetunion auf. Im Jahr 2013 traten sogar DDR-Nostalgiker in NVA-Uniformen zur Parade an. Das hatte dann noch ein juristisches Nachspiel, weil Nachbildungen von Kriegswaffen mitgeführt wurden.

Autor:

Ralf Drescher aus Lichtenberg

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