Betreiber bangt um Fördermittel
Queeres Jugendzentrum im Karl-Kunger-Kiez vor ungewisser Zukunft
Erst seit dem 1. Januar dieses Jahres gibt es in den Räumen des Jugendkulturzentrums "Gérard Philipe" in der Karl-Kunger-Straße 29 ein queeres Jugendzentrum. Nun bangt der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg als Betreiber nach nur wenigen Monaten bereits um die Zukunft der Einrichtung.
„Das queere Jugendzentrum müsste im kommenden Jahr die Zahl der Mitarbeiter*innen halbieren und seine Angebote stark einschränken, sollten uns die Fördergelder gestrichen werden“, erklärte Thomas Fehse, Abteilungsleiter Jugend beim Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg, in einer Pressemitteilung. „Hintergrund ist, dass 100 000 Euro Fördergelder bislang nicht in den nächsten Doppelhaushalt der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie eingestellt sein sollen“, heißt es weiter.
Zum Jahresbeginn wurde die Arbeit im Jugendkulturzentrum "Gérard Philipe" aufgenommen. Geöffnet ist diese Einrichtung an sechs Tagen in der Woche, aber eben donnerstags von 14 bis 19 Uhr ausschließlich für queere beziehungsweise queerfreundliche Jugendliche. Als „queer“ werden Personen bezeichnet, die nicht der heterosexuellen Norm entsprechen oder sich nicht mit ihrem von außen zugeschriebenem Geschlecht identifizieren. Etwa 40 Jugendliche nehmen täglich die Angebote des Jugendkulturzentrums in Anspruch. Acht Teilzeitkräfte kümmern sich dort aktuell um die Jugendlichen. Zu den Angeboten zählen Kreativkurse in Siebdruck, Malerei und Graffitikunst, Theater- und Tanzprojekte, Sport wie Fußball, Breakdance und Tischtennis sowie Beratungen und Medienprojekte.
In diesem Jahr haben nach Angaben des Humanistischen Verbands der Bezirk und die Senatsverwaltung jeweils 100 000 Euro an Fördergeldern bereitgestellt. Für die Jahre 2024/2025 finde sich bislang jedoch keine Förderung im Haushalt. Sollte dies so bleiben, müssten laut Thomas Fehse die aufgebauten Strukturen zurückgebaut werden. Die queeren Jugendlichen würden ihre gerade neu etablierte Anlaufstelle verlieren.
„Mobbing in der Schule oder Sich-Abwenden im Elternhaus, Anstieg von Gewalt gegen LGBTQIA: In einer Zeit, in der die queerfeindliche Gewalt in Berlin einen neuen Höchststand erreicht, sind Schutzräume für queere Menschen besonders wichtig, denn gerade in der Zeit des Erwachsenwerdens sind junge Menschen besonders verletzlich“, äußerte sich der SPD-Abgeordnete Alexander Freier-Winterwerb, bis vor wenigen Monaten noch Jugendstadtrat von Treptow-Köpenick, dazu. „Genau deswegen haben wir gemeinsam entschieden, dass das Jugendzentrum ‚Gérard Philipe‘ ein solcher Schutzraum sein soll und queere Jugendliche mit offenen Armen empfangen will. Diese wertvolle Art der Jugendarbeit brauchen wir, weil es Kämpfe in einem selbst gibt, die nicht alleine gekämpft werden müssen“, sagt er. Die bestehenden Angebote müssten ihm zufolge auch finanziell vernünftig ausgestattet werden.
Einblicke in das queere Jugendzentrum gibt es unter www.instagram.com/p/CujuNISO95N, Kontakt unter Telefon 53 21 81 63 oder per E-Mail an jukuz@hvd-bb.de.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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