Vor zehn Jahren gab es keine Sanierung an tragenden Teilen der Elsenbrücke
Schäden waren 2008 nicht sichtbar
Seit Wochen beschäftigen Zustand und Abriss der Elsenbrücke die Berliner. Und vielen stellt sich die Frage, warum die jetzt zu Tage getretenen Schäden nicht bei der Sanierung 2008/2009 beseitigt wurden.
Die Berliner Woche hatte damals mehrfach über die rund 3,9 Millionen Euro teure Sanierung berichtet. Im Mai 2008 waren dafür auch die Spannkammern der Brücke geöffnet worden. Allerdings wurde nicht am Spannbeton selbst saniert, sondern nur an den Kammerwänden. Hier war durch die kaputte Fahrbahndecke Wasser eingedrungen. Weil Betondecke und Armierung defekt waren, hatte sich die gesamte Sanierung um sechs Monate verlängert.
Das bestätigte jetzt auch eine Anfrage des Köpenicker FDP-Abgeordneten Stefan Förster. Der hatte der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz einen Fragenkatalog zur Elsenbrücke geschickt und dabei auch nach dem Umfang der Sanierung vor zehn Jahren gefragt. Darauf wurde mitgeteilt, dass seinerzeit Rückbau und Neubau der Fahrbahnbeläge und Abdichtung, Rückbau und Neubau der Fahrbahnübergangskonstruktion, Instandsetzung der Betonoberflächen sowie Instandsetzung der Stahlbetoneinfassung der Spannkammer und Spannkammerrückwand erfolgten. Außerdem wurden die Brückengeländer erneuert. „Es wurden keine Baumaßnahmen an tragenden Teilen vorgenommen. Schäden an den tragenden Bauteilen oder daraufhin deutende Risse waren bei der Sanierung vor zehn Jahren nicht feststellbar, sodass die Dauerhaftigkeit des Bauwerks für einen langen Zeitraum gegeben sein sollte“, schreibt Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese an den Abgeordneten.
Im gleichen Schreiben gibt es auch eine erste Kostenschätzung, der Abriss und Neubau der Elsenbrücke ist mit 50,2 Millionen Euro veranschlagt. Einen belastbaren Zeitplan kann der Staatssekretär noch nicht nennen, geht aber vom Abriss der östlichen Brückenhälfte 2020 aus. Mit dem Ersatzbau und Abschluss der Arbeiten ist nach seinen Angaben 2028 zu rechnen.
Ein noch 2018 im Auftrag der Senatsverwaltung erstelltes Gutachten zur Schadenursache geht von einem Versagen von Spannstählen im östlichen Überbau aus. Verwendet wurde damals Hennigsdorfer Spannstahl, der nach heutigen Erkenntnissen spannungsrissgefährdet ist. Außerdem erfolgte die Ummantelung mit Beton erst mit 14-tägiger Verzögerung. „Somit ist eine Vorschädigung durch Korrosion der Spannstähle nicht ausgeschlossen. Darüber hinaus führten die extremen Temperaturen im Sommer 2018 zu einer zusätzlichen Belastung“, teilte die Senatsverwaltung kurz vor Weihnachten dem Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses mit.
Mit dem Zeitplan ist Stefan Förster nicht einverstanden. „Diese Brücke wird täglich von 55 000 Fahrzeugen benutzt, sie ist eine Lebensader der Bezirke Treptow-Köpenick und Friedrichshain-Kreuzberg. Da sollten wir uns nicht zehn Jahre Bauzeit genehmigen. Ich fordere von der Senatsverwaltung ein Vorziehen der Baumaßnahme und eine Beschleunigung des Planungsverfahrens. Wenn eigene Kapazitäten nicht ausreichen, müssen externe Projektentwickler beauftragt werden. Außerdem muss bei der Planung der neuen Elsenbrücke bereits der Weiterbau der Stadtautobahn nach Lichtenberg berücksichtigt werden“, so der FDP-Abgeordnete.
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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