Von Madagaskar nach Berlin: Friedrichsfelde: In Hongkong konfiszierte Schildkröten finden im Tierpark eine neue Heimat

Tierpark-Kurator Markus Klamt präsentiert eine der jungen Strahlenschildkröten, die im Tierpark ein neues Zuhause gefunden haben. | Foto: 2021 Tierpark Berlin
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von Bernd Wähner

Der Tierpark Berlin kümmert sich um jungen Madagaskar-Strahlenschildkröten und Madagassische Schnabelbrustschildkröten, die auf dem Flughafen Hongkong konfisziert wurden.

Schätzungsweise eine Million Tier- und Pflanzenarten sind weltweit vom Aussterben bedroht. Neben Lebensraumverlust stellt der illegale Handel die größte Bedrohung dar. Immer wieder werden Schmuggler aufgegriffen. Schildkröten sind eine der am stärksten bedrohten Tiergruppe. Nun konnten vom Aussterben bedrohte, in Hongkong konfiszierte Schildkröten aus Madagaskar im Tierpark aufgenommen werden.

Sie wurden 2019 im Gepäck eines Passagiers gefunden. Er hatte die 57 Tiere mit Klebeband im Gepäck fixierte. Madagaskar-Strahlenschildkröten und Madagassischen Schnabelbrustschildkröten werden von der Weltnaturschutzunion IUCN als vom Aussterben bedroht gelistet. Die Entnahme aus dem natürlichen Lebensraum sowie der Handel mit ihnen sind nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen verboten. Es wird angenommen, dass die Tiere international auf dem Heimtiermarkt angeboten werden sollten. Erst nachdem sämtliche Genehmigungen ausgestellt waren, konnte ein Teil der Schildkröten nun nach Deutschland überführt werden.

In Madagaskar können die konfiszierten Schildkröten nicht ohne Weiteres wieder ausgewildert werden. Im dortigen Auffangzentrum werden derzeit bereits rund 25 000 Schildkröten gepflegt. Eine Auswilderung ist nur wenig erfolgsversprechend, informiert der Tierpark in einer Erklärung. Mit der Überführung nach Deutschland konnten zumindest 14 Tiere aber in das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) aufgenommen werden. An wen die anderen Schildkröten verteilt wurden, war leider nicht in Erfahrung zu bringen. Sie gingen aber nicht nach Deutschland und offenbar auch nicht nach Europa, sonst wären sie auch in das EEP aufgenommen worden.

„Wenn es so weitergeht, wird die Strahlenschildkröte innerhalb der nächsten vier Jahrzehnte gänzlich aus ihrem natürlichen Lebensraum verschwunden sein", sagt Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem. Wir hoffen mit der Zucht der uns anvertrauten Tiere einen wichtigen Beitrag für den Erhalt zu leisten.“ Die Flugreise nach Deutschland haben die Tiere gut überstanden. „Nach einer Portion frischer Wildkräuter gab es für die jungen Strahlenschildkröten ein Bad in lauwarmem Wasser. Damit sie sich auch bei der hiesigen Luftfeuchtigkeit gesund entwickeln können, gehört dies nun zu ihrem täglichen Ritual“, erklärt Tierpark-Kurator Markus Klamt.

Woher die Tiere genau stammen und wann sie geschlüpft sind, konnte bisher nicht ermittelt werden. In den Dokumenten werden sie auf ein Alter zwischen zwei und zehn Jahren geschätzt. Ihren Namen verdankt die Strahlenschildkröte ihrer auffälligen Musterung auf dem Panzer. Markante gelbe Linien verlaufen strahlenförmig auf dem hoch gewölbten Panzer nach außen. Eine ausgewachsene Strahlenschildkröte bringt bis zu 16 Kilogramm auf die Waage und kann 190 Jahre alt werden. Beheimatet ist sie ausschließlich in Madagaskar.

Anfang Juni werden die Schildkröten mit anderen Tieren ihres Lebensraums, zum Beispiel Halsbandmakis, am Affenhaus zu sehen sein. Für den Schmuggler gab es indes drastische Konsequenzen: Er wurde am Flughafen festgenommen, später zu einer Geldstrafe und mehr als zwei Jahren Haft verurteilt. Das ist eine der härtesten Strafen, die jemals nach dem Tierschutzgesetz von Hongkong verhängt wurde.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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