Damit die Stadt weniger „schwitzt“
Mitte treibt mit der Planung von „grünen Gullys“ die Entsiegelung von Nebenstraßen voran

60 Prozent von Mitte sind Beton und Asphalt. Das soll sich nach dem Willen der Umweltstadträtin ändern. Durch die Entsiegelungsmaßnahmen werden aber auch weitere Parkplätze wegfallen.  | Foto:  Ulrike Kiefert
  • 60 Prozent von Mitte sind Beton und Asphalt. Das soll sich nach dem Willen der Umweltstadträtin ändern. Durch die Entsiegelungsmaßnahmen werden aber auch weitere Parkplätze wegfallen.
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Beton und Asphalt gelten als Klimakiller. Der Bezirk setzt daher im neuen Jahr verstärkt auf großflächige Entsiegelung. Herzstück des Maßnahmepakets ist der „grüne Gully“.

Mit Kiezblocks und Fahrradstraßen treibt Mitte die Verkehrswende voran. Im neuen Jahr will der Bezirk nun ein weiteres Projekt angehen und weiträumig Straßenflächen entsiegeln, um die Folgen des Klimawandels zu minimieren. Denn Beton und Asphalt lassen die Stadt „schwitzen“ und verhindern, dass Regen im Boden versickert. Langfristiges Ziel sind rund 150.000 Quadratmeter entsiegelte Fläche.

Um diese Zahl möglichst schnell zu erreichen, setzt das Bezirksamt auf das innovative Konzept der „grünen Gullys“. Die sind das Herzstück eines Maßnahmepakets zur Verbesserung des Stadtklimas aus dem Haus von Umweltstadträtin Almut Neumann (Grüne). In Nebenstraßen, die alle dem Bezirk gehören, sollen demnach spezielle Sickergruben um geeignete Gullys herum angelegt werden. Diese Gruben sammeln vorübergehend das kostbare Wasser und leiten es in den Boden statt in die Kanalisation. Der Regen fließt nicht ungenutzt ab, sondern füllt das Grundwasser auf und optimiert so die lokale Wasserversorgung. Zugleich entlastet diese nachhaltige Lösung laut Bezirksamt das Abwassernetz, wässert das Stadtgrün und kühlt die Umgebung. „Die Schwammstadt ist nicht nur gut für die Natur und unsere Bäume, sondern auch für die Menschen in Mitte“, betont die Stadträtin Almut Neumann. „Denn mit entsiegelten Flächen kühlen wir die Stadt in den Hitzesommern herunter und senken das Risiko von Überschwemmungen bei Starkregen.“

7200 Gullys geeignet

Seine Entsiegelungsstrategie hatte das Straßen- und Grünflächenamt im Hochsommer angekündigt. Demnach sind 7200 von 9000 Gullys in Mitte geeignet. Nur die Straßenabläufe an Kreuzungen oder Einfahrten sollen nicht umgebaut werden. Jeder Gully entwässert im Schnitt 500 bis 600 Quadratmeter Straßenfläche, hat das Bezirksamt ausgerechnet. Etwa 25 Quadratmeter werden um einen Gully herum entsiegelt. Damit fallen für jeden „grünen Gully“ zwei Parkplätze weg. Im Gegenzug sind die Sickergruben aber einfacher anzulegen, als eine Straße komplett umzubauen.

Mit der Entsiegelung der ersten 5000 Quadratmeter wurde in Mitte bereits 2023 begonnen – 3000 davon auf dem früheren Kiesumschlagplatz am Hohenzollernkanal in Wedding sowie weitere kleinere Flächen in der Moabiter Kirch- und Thomasiusstraße. Rund 800.000 Euro hat das Bezirksamt dafür eingeplant. Aktuell in der Vergabe sind die Pohl-, Kluck-, Trift- und Gerichtstraße mit insgesamt 1850 Quadratmeter Fläche. Zu den Entsiegelungsmaßnahmen gehören auch vergrößerte Baumscheiben und begrünte Gehwegunterstreifen.

Nachbarbezirk prüft

Abgeguckt hat sich die „grünen Gullys“ Mittes Nachbarbezirk. In Friedrichshain-Kreuzberg soll das Bezirksamt auf Antrag der Grünen-Fraktion prüfen, ob die Idee ins eigene Entsiegelungskonzept aufgenommen werden kann. Wie in Mitte gehe es auch in Friedrichshain-Kreuzberg um Straßen, „die nicht oder noch nicht über Versickerungsanlagen komplett von der Kanalisation abgekoppelt werden können“. Über den Antrag beraten aber zunächst der Umweltausschuss und der Verkehrsausschuss. Zu klären ist vor allem, woher das Geld für die „grünen Gullys“ kommen soll.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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