Lieber an Einrichtungen spenden
Pankower Bezirksamt hält Gabenzäune für problematisch
Seit Beginn der Corona-Krise gibt es in Prenzlauer Berg an einigen Stellen sogenannte Gabenzäune und -bretter.
An diesen hängen Beutel mit Lebensmitteln und Bekleidung oder gar Schlafsäcke. Zu finden sind sie zum Beispiel an der Schönhauser Allee, an der Greifswalder Straße und an der Knaackstraße. Das Ordnungsamt beräume diese Gabenzäune nicht, und es gebe auch keine diesbezügliche Dienstanweisung, betont Sozialstadträtin Rona Tietje (SPD) auf Anfrage des Verordneten Maximilian Schirmer (Die Linke). Aber das Bezirksamt könne unter medizinischen Gesichtspunkten diese Art der Hilfe für Obdachlose nicht als geeignetes soziales Hilfsmittel in der Zeit der Corona-Krise anerkennen, so die Stadträtin weiter.
Die gut gemeinten Gabenzaun-Initiativen verursachten zusätzliche Infektionsrisiken, erklärt Tietje. Und das betrifft in diesem Falle gerade Menschen, die aufgrund einer fehlenden Rückzugsmöglichkeit und ihren gesundheitlichen Problemen ohnehin schon ein höheres Risiko für Infektionserkrankungen haben. Bei den Plastiktüten und Beuteln, die an den Zäunen und Brettern hängen, ist nicht immer von außen ersichtlich, was sich darin befindet. Von daher müssen bedürftige Menschen zwangsläufig den Inhalt der Tüte „begutachten“. Ein gründliches Händewaschen ist danach meist nicht möglich.
Aus Infektionsschutzgründen hält es das Bezirksamt deshalb für problematisch, wenn Spenden ohne entsprechende desinfizierende Maßnahmen anonym weitergegeben werden. Für Lebensmittel hält es dies sogar für ausgeschlossen. Das Bezirksamt begrüße zwar das Engagement und jegliche Initiativen von Bürgern, etwas Gutes für die Gesellschaft tun zu wollen, so die Stadträtin. Bei Angeboten im Rahmen der Gabenzäune könne jedoch nicht mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass die gut gemeinten Spenden ohne Infektionsrisiko und ohne Hygieneprobleme dort ankommen, wo sie am dringendsten gebraucht werden.
Daher wirbt das Bezirksamt vielmehr darum, die Institutionen, die in Pankow in der Wohnungs- oder Obdachlosenhilfe aktiv sind, mit Spenden zu unterstützen. Wer spenden möchte, könne sich gern an professionelle Einrichtungen wenden, denn nur dort könne der gebotene Infektionsschutz gewährleistet werden, erklärt Tietje. Gespendet werden kann zum Beispiel in der Tagesstätte der Immanuel-Beratung Prenzlauer Berg (beratung.immanuel.de), im Café Treffpunkt der Heilsarmee (www.heilsarmee.de/prenzlauerberg) oder in der Suppenküche der Franziskaner (suppe.franziskaner.net).
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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