Vom ersten Kuss bis zur Silberhochzeit
Ausstellung auf dem Gutshof Britz zeigt, wie Neuköllner Paare zusammenfanden und heirateten
Halbzeit für die Ausstellung „#DerSchönsteTag – Hochzeit in Neukölln“: Noch bis Ende Mai ist die Schau im Museum Neukölln, Alt-Britz 81, zu sehen. Wer an einer Führung teilnehmen und selbst von seinen Erfahrungen und Erinnerungen sprechen möchte, hat dazu am 12. Februar Gelegenheit.
Die Museumsvolontäre Harriet Merrow und Dominik Laupichler haben dabei geholfen, die Ausstellung zusammenzustellen. Sie stöberten in Archiven, haben in Fotoateliers nachgefragt und ließen ihre Kontakte spielen. Zum Schluss hatten sie die Qual der Wahl und mussten aus rund 500 Bildern, aufgenommen in den Jahren 1900 bis 2022, gut 170 Aufnahmen auswählen.
Paare vorm Mikrofon
Sie hängen nun in dem rund 120 Quadratmeter großen Museumsraum und gliedern sich in unterschiedliche Kapitel: Kennenlernen, Standesamt, Zeremonien, Hochzeitsfeier, Epilog/Jubiläen. Sieben Paare – ihre Porträts hängen in Leuchtrahmen – konnten die Ausstellungsmacher näher kennenlernen. „Wir haben rund zwei Stunden mit ihnen gesprochen“, erzählt Dominik Laupichler. Es sei nicht leicht gewesen, Eheleute für so ein persönliches Thema vor das Mikrofon zu bekommen. Diejenigen, die dazu bereit waren, hätten sich dann aber sehr offen gezeigt. Ihren wichtigsten Äußerungen kann man jetzt an Hörstationen lauschen.
Die Ausstellung nimmt die Besucher mit auf eine Reise, sie tauchen in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ein, sehen, wie in den 1970er-Jahren auch die Hochzeitskleider kürzer und die Feste unkonventioneller wurden, und sie sind bei einer der ersten Trauungen von gleichgeschlechtlichen Paaren dabei. Sie begleiten Martina, Spross der berühmten Familie Schöne, die bis heute einen Fuhrbetrieb am Richardplatz hat, auf dem Weg in die Ehe. Sie erfahren, dass das Neuköllner Standesamt 1959 mit Margots und Promods Heirat überfordert war – schließlich handelte sich erst um die zweite deutsch-indische Verbindung in ganz Berlin. Und Gülistan und Kadir, die sich auf den ersten Blick verliebten, machen mit den Bräuchen einer alevitischen Hochzeit bekannt.
Interessant ist es auch, die Orte im Wandel der Zeit auf den Fotografien zu betrachten. So sind viele alte Ansichten aus dem Böhmischen Dorf zu sehen, Paare posieren vor den Standesämtern am Rathaus und an der Blaschkoallee, Fechtsportler bilden ein Spalier für das Brautpaar vor der Buckower Dorfkirche und auch auf dem Gutshof Britz wurde nicht selten der schönste Tag im Leben gefeiert.
Dienstleistungen rund ums Heiraten
Neben den vielen Bildern sind auch vier Objekte samt erklärender Texte ausgestellt: eine Aussteuertruhe, Eheringe, ein Silberhochzeit-Geschirr und ein Füllfederhalter. „Mit dem Füller wurden im Neuköllner Standesamt mehr als 10.000 Eheurkunden unterschrieben“, erklärt Harriet Merrow. Zudem gibt es einen langen Tisch, an dem sich die Ausstellungsbesucher über Dienstleistungen rund um die Hochzeit im Bezirk Neukölln informieren können – über Blumenläden, Fotoateliers, Schneidereien, Juweliere und und und.
Aber nicht jede Ehe ist der Himmel auf Erden. Deshalb geht es auch um Themen wie Scheidung, Paartherapie, Opferschutz und Zwangsehe. Damit es nicht zu ernst wird, sind auf dem Tisch Holzklötze mit Fun Facts verteilt. Sie verraten beispielsweise, warum der Ehering an der rechten Hand getragen wird und wer die Hochzeitstorte populär gemacht hat. Noch mehr Hintergründe, Paargeschichten und Informationen finden sich übrigens im 144 Seiten starken Ausstellungskatalog, der für zwölf Euro zu haben ist.
Wer Lust auf einen Besuch in der Gruppe hat: Eine „Dialog-Führung“ findet am Sonntag, 12. Februar, von 13.30 bis 15 Uhr statt. Dabei möchten sich die Ausstellungsmacher mit Neuköllnern über ihre Beziehungen, Lebensentwürfe, Erinnerungen und Wünsche unterhalten. Willkommen ist jedermann, natürlich auch Singles. Die nächste Führung dieser Art steht am 5. März auf dem Programm.
„#DerSchönsteTag“ ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen gibt es unter Tel. 627 27 77 27 und über den E-Mail-Kontakt info@museum-neukoelln.de.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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