Drei Einrichtungen sollen umziehen
Erste städtebauliche Entwürfe für Straße am Sandhaus
Der Bedarf an Wohnraum in Berlin wächst ständig. Darum plant die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen im Bereich der Straße Am Sandhaus ein neues Wohnquartier mit bis zu 3000 Wohnungen. Doch die bisher vorliegenden Planungsideen gefährden den Fortbestand von drei Einrichtungen für Kinder.
In einem städtebaulichen Gutachterverfahren arbeiten bis Juni dieses Jahres drei Planer-Teams an städtebaulichen Entwürfen für das etwa 57 Hektar große Gebiet vom S-Bahnhof Buch entlang der Straße Am Sandhaus bis auf die Fläche des früheren Krankenhauses der Staatssicherheit. Nur ein paar Schritte vom Bahnhof sowie von der Bucher Moorlinse entfernt befinden sich in diesem Gebiet drei Einrichtungen, die sich mit ihren Angeboten an Kinder und deren Familien richten: der Naturerfahrungsraum Wilde Welt, der Archäologie- und Abenteuerspielplatz Moorwiese und die Waldkita.
Die bisherigen Entwürfe, die die drei Planer-Teams im Rahmen der Bürgerbeteiligung den Buchern präsentierten gehen davon aus, dass die Flächen, auf denen die drei Einrichtungen beheimatet sind, bebaut werden. Alle drei sollen mittelfristig in Richtung Straße Am Sandhaus verlegt werden. „Dort sollen sie, je nach Entwurf, zwischen die mehrgeschossigen Häuser eingeklemmt oder mehr in Richtung Moorlinse geöffnet und auf dem mit wenig Baumbestand versteppten und mit Ruinen und Fundamenten verseuchten Boden komplett neu errichtet werden“, berichtet Martyn Sorge-Homuth, Projektkoordinator des Vereins Spielkultur Berlin-Buch. „Das bedeutet aber, nicht nur ein paar Bauwagen umzusetzen und die Kinder ihre Hütten woanders aufbauen zu lassen.“
Der Naturerfahrungsraum (NER) Wilde Welt wurde 2016 mit Bundesmitteln angelegt. Dazu wurde eine waldähnliche Fläche neben dem Archäologie- und Abenteuerspielplatz Moorwiese gewählt. Die vorgeschlagenen Flächen, auf denen der NER nach Auffassung der Planer neu entstehen sollte, sind in allen Entwürfen mit deutlich weniger Bäumen bestückt. Bis der Baumbestand sich so entwickelt hat wie auf der aktuellen NER-Flächen, würden zwanzig Jahre vergehen, schätzt Martyn Sorge-Homuth ein.
Fehlende Infrastruktur, schlechter erreichbar
Moorwiese, NER und Waldkita sind medientechnisch außerdem an das Wasser der benachbarten Grundschule Am Sandhaus angeschlossen. Bei Bedarf konnte auch immer mal auf den Stromanschluss der Schule zurückgegriffen werden. Das alles steht am neuen Standort aber erst einmal nicht zur Verfügung. Hinzu kommt, dass in den elf Jahren, die der Archäologie- und Abenteuerspielplatz Moorwiese besteht, „durch jahrelanges ehrenamtliches Engagement ein rekonstruiertes Dorf mit Elementen der bronze- und eisenzeitlichen Ausgrabungen in Buch errichtet wurde, welches nicht mal eben so versetzt werden kann“, erklärt Sorge-Homuth weiter.
Doch nicht nur die bestehende Infrastruktur spricht gegen eine Verlegung der drei Einrichtungen, sondern auch deren Erreichbarkeit für Kinder. „Moorwiese und NER sind Kooperationspartner der Grundschule am Sandhaus und brauchen die direkte Anbindung, Zaun an Zaun mit dem Tor zwischen beiden“, so Martyn Sorge-Homuth. Hinzu kommt, dass die Einrichtungen überregional wirken und von Kindern aus ganz Pankow und sogar darüber hinaus besucht werden. Deshalb brauchen sie auch die Nähe zum S-Bahnhof. Zu befürchten ist, dass weit weniger Besucher kommen, wenn die Einrichtungen erst einmal weiter weg vom S-Bahnhof angesiedelt würden.
Als vor einigen Jahren ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept für Buch diskutiert wurde, äußerten sich die Bucher Bürger eindeutig. Sie forderten, dass zwischen den drei bestehenden Einrichtungen und der Bucher Moorlinse auf eine Bebauung verzichtet wird. Auch die Pankower Verordneten sehen nach den vorliegenden Entwürfen Handlungsbedarf. Mit dem Stichwort „Steinzeitdorf am Sandhaus erhalten“ stellt die Linksfraktion, unterstützt von den Fraktionen von SPD und Bündnis 90/ Die Grünen, in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) den Antrag, dass die Projekte „als Fixpunkte und dauerhaft zu sichernde Einrichtungen im neuen Stadtquartier behandelt werden“ müssen. Außerdem sollen mit den Trägern Konzepte erarbeitet werden, wie die Einrichtungen unterstützt und erweitert werden können. Für all das solle sich das Bezirksamt bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung einsetzen. Diesen Antrag beschloss die BVV nach Beratung in ihren Fachausschüssen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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