Nicht ohne Lehrstelle in die Ferien
Offensive von Jugendberufsagentur und Verwaltung

Die Jugendberufsagentur des Jobcenters und Bildungsstadträtin Heike Schmitt-Schmelz (SPD) haben kurzfristig eine Ausbildungsoffensive ausgerufen: "Nicht ohne Ausbildungsplatz in die Ferien" richtet sich vor allem an die Schulabgänger aus Familien, die Arbeitslosengeld (ALG) II beziehen.

Arbeitsvermittlerin Maren Kronshage erzählt von einem ihrer Fälle. Ein junger Schulabgänger hatte nicht auf ihre Einladungen reagiert, sich bei der Jugendberufsagentur bezüglich einer möglichen Ausbildungstelle beraten zu lassen. Eines Tages meldete sich die Mutter und erzählte, dass ihr Sohn eine Art Sozialphobie entwickelt habe, einfach nicht mehr rausgehe. "Ich habe ihr gesagt, er solle einfach mal kommen, wenn er einen guten Tag hat." Der junge Mann kam, sogar mit einem Traumberuf im Gepäck: "Er wollte Busfahrer werden", sagt Kronshage. Und jetzt, zwei Jahre später, habe er eine Lehrstelle bekommen. "Ich hoffe, dass ich eines Tage in den Bus steige und er am Steuer sitzt", sagt sie.

Der Fall zeigt, wie schwer es oftmals ist Jugendliche zu erreichen. Er macht aber auch deutlich, mit welcher Geduld und Fachkompetenz bei der Jugendberufsagentur gearbeitet wird. In allen zwölf Bezirken haben die Verwaltungen Jugendberufsagenturen eingerichtet, in Charlottenburg-Wilmersdorf existiert sie seit zwei Jahren unter dem Dach der Agentur für Arbeit in der Königin-Elisabeth-Straße. Jugendberufshilfe, Bewerbungscoaching, Schullaufbahnberatung, Soziale Wohnhilfe sowie Drogen- und Schuldnerberatung liegen dort Tür an Tür. Jobcenter-Pressesprecherin Tanja Franzke: "Wir bemühen uns stark um junge Leute, die noch keinen Ausbildungsplatz haben. Und das sind viele." Bewusst liefen bei der Jugendberufsagentur alle Fäden zusammen. "Damit die Jugendlichen nicht im Dschungel von Angeboten verlorengehen. Hier können wir sie schnell an die richtige Stelle lotsen."

Einen Grund für die schlechte Quote von Schulabgängern, die eine Lehre antreten, sieht Maren Kronshage in der Tendenz, lieber weiter die Schule zu besuchen. "Mit einem Durchschnitt, der gerade so fürs Oberstufenzentrum reicht, gehen die Jugendlichen den Weg des geringeren Widerstands, sind damit oft überfordert." Ein anderer Grund ist die Wahl der gewünschten Berufe. "Ich habe den Eindruck, es gibt nur zehn anstatt 340 Ausbildungsberufe", sagt Kronshage. "Dabei gibt es gerade im Handwerk eine große Vielfalt", ergänzt Franzke.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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