Juwel der Gartenkunst
Festschrift zum 100. Geburtstag des Lietzenseeparks

Die Festschrift sollte eigentlich schon 2020 erscheinen. Corona verschob das Projekt um einige Monate. Das Warten hat sich gelohnt. Sehr lesenswert! | Foto: ParkHaus Lietzensee e.V.
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  • Die Festschrift sollte eigentlich schon 2020 erscheinen. Corona verschob das Projekt um einige Monate. Das Warten hat sich gelohnt. Sehr lesenswert!
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Vom Lietzenseepark war nicht nur Heinrich Zille angetan. Mit seinen alten Bäumen, Wiesen, Kaskaden und Skulpturen bezirzt er die Berliner bis heute. Zu seinem 100. Geburtstag haben die Parkvereine „Bürger für den Lietzensee“ und „ParkHaus Lietzensee“ jetzt eine Festschrift herausgebracht.

144 Seiten dick ist das Buch über den Lietzenseepark. Mit seinen zahlreichen historischen Fotos, Texten, Anekdoten und einer Geschichte, die bis in die Eiszeit zurückreicht, gehört es eigentlich in jeden Berliner Bücherschrank. Veröffentlicht haben es die zwei Partnervereine „Bürger für den Lietzensee“ und „ParkHaus Lietzensee“. Beide engagieren sich gemeinnützig und scheuen keine Mühen, um das inzwischen 100 Jahre alte Gartendenkmal nicht zu „alt“ aussehen zu lassen. Ihr neuestes Projekt ist die im Februar erschienene Festschrift.

Viele historische Aufnahmen

Ihr Inhalt ist auch darum so üppig, weil Irene Fritsch, Vizevorsitzende der "Bürger für den Lietzensee", und Vorstandschefin Katja Baumeister-Frenzel so viele unterschiedliche Autoren gewinnen konnten. Gestalter und Bildredakteur des Buches ist Carsten Knobloch, 2. Vorsitzender des Vereins ParkHaus Lietzensee. Schon das Buchcover macht neugierig auf einen Streifzug durch den Park. Es zeigt einen „Sommertag am Lietzensee“, ein Ölgemälde vom Maler Christopher Lehmpfuhl. Den Leser erstaunen dürften auch die historischen Aufnahmen. Darunter sind echte Juwelen wie der Entwurf der „Volkswiese am Lietzensee“ von 1919, den Gartendirektor Erwin Barth gezeichnet hat. Heute liegt dort ein Spielplatz. Auf einem anderen Foto sieht man das Parkwächterhaus und die sprudelnde Kleine Kaskade, die schon seit Langem nicht mehr rauscht. Die älteste gezeichnete Ansicht stammt von Ferdinand Deppe aus den 1850er-Jahren. Auch der Dernburgplatz ist auf einem Bild zu sehen, noch bevor Erwin Barth ihn gestaltet hat. Die Große Kaskade fehlt deshalb.

Woher kommt der Name des Parks?

Die Geschichte des Parks und das damalige Berliner Leben drumherum nimmt in der Festschrift mehrere Kapitel ein. Den Lietzensee beispielsweise gab es schon, lange bevor das Umfeld besiedelt wurde. Wie er zu seinem Namen kam, ist nicht ganz klar. Sehr wahrscheinlich ist er auf das nah am See gelegene und 1719 zu Charlottenburg eingemeindete Dorf Lietzow zurückzuführen. Seinen Namen könnte der See aber auch von der Ur-Berliner Bezeichnung „Lietze“ für das Blässhuhn haben. Einer regionalen Sage nach versank das Dorf Lietzow im See, und Fischer verfingen sich mit ihren Netzen immer wieder an der Kirchturmspitze unter Wasser. Keine Sage aber ist, dass der Lietzensee zur Grunewaldseenkette gehört, die aus der letzten Eiszeit stammt.

Vornehmes Wohnquartier entstand

1824 erwarb der preußische Staats- und Kriegsminister Job von Witzleben den See und begann mit der Parkanlage. Nach seinem Tode 1837 wanderte der Besitz weiter. 1840 erwarb ihn der Kunstgärtner, Naturforscher und Maler Ferdinand Deppe, der ihm mit seiner Georginen- und Rosenzucht zu weiterer Pracht verhalf. Die Zeiten änderten sich, das Areal um den Park wurde zum vornehmen Wohnquartier und das Ostufer des Sees mit Wohnhäusern bebaut – bis auf drei Grünflächen: den Witzlebenplatz, den Kuno-Fischer-Platz und den Dernburgplatz. Von 1918 bis 1920 gestaltete der Charlottenburger Gartenbaudirektor Erwin Barth den Lietzenseepark nach eigenen Plänen zur Grünanlage im Jugendstil um. Damals entstanden die Große Kaskade am Südende des Sees, die Kleine Kaskade am Nordwestufer und das Parkwächterhaus.

Zahlreiche Denkmäler und Skulpturen

Zahlreiche Denkmäler und Skulpturen schmückten bald den Park. Einige stellt die Festschrift genauer vor. Die Bronzeskulptur „Sandalenlösender Jüngling“ zum Beispiel, Bernhard Bleekers „Stehender Jüngling mit Speer“ oder die Vogeltränke mit Seelöwen. An das frühere Bootshaus Stella erinnert heute das gleichnamige, 2009 neu erbaute Terrassen-Café mit Biergarten am Lietzensee. Das Parkwächterhaus wiederum, einst ein Kurhaus, steht seit 2012 leer. Der „ParkHaus“-Verein als Pächter und engagierte Charlottenburger wollen es als Ort für Kultur und Begegnung wiederbeleben. Dafür wurden 2020 Lottomittel bewilligt. Als erste Rate sollen, wie berichtet, 250 000 Euro an den Verein fließen.

Die Festschrift „100 Jahre Lietzenseepark“ ist für einen Selbstkostenbeitrag von 9 Euro zu haben – im Vereinsbüro an der Seelingstraße 57 (dienstags 11 bis 13 Uhr, donnerstags 16 bis 18 Uhr) oder beim Kiezbündnis Klausenerplatz e.V., Seelingstraße 14. Das Geld und jede weitere Spende fließen in die Sanierung des Parkwächterhauses. Infos auch auf https://parkhaus-lietzensee.de/.

Die Festschrift sollte eigentlich schon 2020 erscheinen. Corona verschob das Projekt um einige Monate. Das Warten hat sich gelohnt. Sehr lesenswert! | Foto: ParkHaus Lietzensee e.V.
Der "Sommertag am Lietzensee“ von Maler Christopher Lehmpfuhl schmückt das Cover. | Foto: ParkHaus Lietzensee e.V.
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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