Musikschule am Abgrund / Sparzwang soll ein Ende haben
Charlottenburg-Wilmersdorf. Sie schreibt schwarze Zahlen - aber wegen harter Sparauflagen droht im Herbst der Kollaps: Die Musikschule City West wehrt sich gegen eine kurzsichtige Politik der Kostensenkung. Und die Bezirksverordneten stehen ihr bei.
Dass man hohen Gewinn macht und zugleich eine Bruchlandung fürchten muss, wäre in der freien Wirtschaft kaum vorstellbar. Doch bei bezirklichen Einrichtungen ist dies in Zeiten des eisernen Sparens bittere Realität.
Und so mahnte die Musikschule City West im Kulturausschuss der BVV nun mit Dringlichkeit zum Umsteuern. "Sie müssen unseren Zusammenbruch verhindern", bat Josef Holzhauser als stellvertretender Leiter. Seine Einrichtung verbucht einen Jahresgewinn von etwa 800 000 Euro, gilt laut Kulturstadträtin Dagmar König (CDU) als eine der wenigen rentablen Einrichtungen in Hand des Bezirks und ist damit tragende Kraft des Haushalts. Statt von den eigenen Einnahmen zu profitieren, leidet man aber massiv an der Hungerkur, verordnet vom Senat. Schon jetzt sei die unterbesetzte Verwaltung der Musikschule kaum handlungsfähig, warnt Holzhauser. Nach einer Systemumstellung im Herbst müsse man auch noch dazu übergehen, Tausende Termine der Lehrkräfte einzeln abzurechnen: "Dann können wir den Lehrern Honorare nicht mehr rechtzeitig zahlen."
"Wir haben nach Steglitz-Zehlendorf die zweitgrößte Musikschule Europas, sind aber mit 3,75 Stellen völlig unterbesetzt", verdeutlichte SPD-Kulturexpertin Christiane Timper den Ernst der Lage. Auf einen Mitarbeiter kämen derzeit 939 Schüler - in Tempelhof-Schöneberg seien es nur 410. So waren sich die Politiker aus allen Lagern rasch einig. Sie fordern nun in Abstimmung mit Stadträtin König in einem gemeinsamen Antrag die schnelle personelle Stärkung der Musikschule und die Bereitstellung von Haushaltsgeld. Besonders hart rang man um die Überschrift des Schreibens und einigte sich auf ein drastisches "Zusammenbruch verhindern".
Zwar muss der Haushaltsausschuss der Entlastung noch zustimmen. Aber Stadträtin König gibt sich wegen des starken Votums optimistisch: "Das ist eine Stärkung unserer Position."
Thomas Schubert / tsc
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