Schlechte Karten: Verfahren zur Schließung von Spielhallen braucht Glück

Glücklose Kampagne: Im Feldzug gegen massenhafte Ansiedlung von Spielhallen zog der Staat bisher den Kürzeren. | Foto: Thomas Schubert
  • Glücklose Kampagne: Im Feldzug gegen massenhafte Ansiedlung von Spielhallen zog der Staat bisher den Kürzeren.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg-Wilmersdorf. Spielsucht zerstört Menschen – so begründete die Landespolitik ihren Feldzug gegen Spielcasinos. Jetzt soll ausgerechnet das Los entscheiden, wer schließen muss, wenn sich mehrere Spielhallen im Abstand von 500 Metern befinden.

Wo sie sind, geht es abwärts. Zumindest wollen Soziologen erkannt haben, dass ungewöhnlich viele Spielhallen in einem Stadtviertel von gesellschaftlichem Abschwung künden – während Bioläden als Boten der Gentrifizierung gelten. Selbst im gut situierten Charlottenburg-Wilmersdorf beklagen sich Bürgerinitiativen, besonders jene am Bundesplatz, seit Jahren über ein Missverhältnis von Kiezläden zu Casinos.

Zenit überschritten

Geht es nach Landespolitikern wie dem Abgeordneten Daniel Buchholz (SPD), ist deren Zenit überschritten. „Krankhafte Spielsucht ruiniert die Lebenssituation vieler Menschen. In Berlin haben nach Schätzungen mehr als 50 000 Menschen ein problematisches Spielverhalten, davon sind rund 28 000 krankhaft spielsüchtig“, erklärte er einen Feldzug, der im Frühling 2016 die Einführung des Berliner Spielhallengesetzes zur Folge hatte.

Dass seitdem in Sachen Casinoschließung aber wenig geschah, erfuhren nun die Grünen im Bezirk durch eine Anfrage ihres Sozialexperten Alexander Kaas Elias. Zwar möchte auch Stadtrat Arne Herz (CDU) die Zahl von Spielhallen verringern. Er steckt aber in einem komplizierten, dreistufigen Sonderverfahren.

Losverfahren entscheidet

Der Knackpunkt: Wenn sich mehrere Betriebe im Radius von 500 Metern befinden, muss am Ende der Staat ermitteln, welcher von ihnen den nun geltenden Mindestabstand verletzt. Welche Halle überlebt, wird eine Frage des Glücks. „Die letzte Stufe ist das Losverfahren“, nennt Herz die Pointe. Über Gedeih und Verderb entscheidet dann genau – wie am Spieltisch – der Zufall.

Betroffen vom Sonderverfahren sind in Charlottenburg-Wilmersdorf 62 Spielhallen, wobei ein Ende der Prüfung laut Herz nicht vor 2018 in Aussicht steht. Eine Mehrheit der Bezirksverordneten stimmte nun für einen Antrag der Grünen, wonach die Verwaltung einen Bericht vorlegen soll, wie sie das Gesetz in Charlottenburg-Wilmersdorf erfolgreich umsetzen will – trotz mäßiger Karten. tsc

Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 89× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 42× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 453× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.053× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.