Ex-Rennfahrerin Heidi Hetzer braust um die Welt
Kudamm, leb wohl! Auf Wiedersehen, Brandenburger Tor! Dem Firmensitz am Funkturm, wo so viele Jahre ein Opel auf dem Dach thronte, muss Heidi Hetzer ja nicht mehr Adieu sagen - das Haus gehört inzwischen einem anderen. Berlin als Ganzes also ist Heidi Hetzer zu klein geworden. Mit 77 Jahren zieht es sie hinaus in die weite Welt.
Rot ist die Linie ihres langen Wegs, vermerkt in einer Karte, welche die 950..000 Kilometer lange Strecke durch Städte und Steppen, durch Tundra und Dschungel überschaubarer wirken lässt als sie ist. Inspiriert wurde diese Linie durch eine historische Tour der Autopionierin Clärenore Stinnes. Und die Weltumrundungen im Auto (mit Überführungen auf dem Seeweg) sind heute mitnichten leichter als 1927.
"Stinnes hatte schlechte Straßen. Ich habe harte Grenzen", meint die taffe Touristin. Der Kampf mit Behörden kostete reichlich Nerven. Und jetzt warf der fest verpflichtete Beifahrer wegen eines Wirbelsäulenleidens das Handtuch. Deshalb sucht Hetzer mehrere neue, die sich von Etappe zu Etappe einfliegen lassen.
Was der Spaß für sie kostet? "300 000 Euro, einschließlich Auto." Genau gesagt gingen gleich zwei Hudson Great Eight, Baujahr 1930, in Hetzers Besitz über: einer zum fahren und einer als Ersatzteillager.
Damit alles heil und sie selbst gesund bleibt, ließ Hetzer von Astrologen die Sternenkonstellation prüfen - und startet voraussichtlich am 27. Juli. Auch Wetterfrösche fanden Beachtung. Denn in Sibirien droht Frost, in Malaysia der Monsun und in Südamerika die Regenzeit.
Als Hauptärgernis schlechthin erwies sich aber die Krankenversicherung - denn eine 77-Jährige will niemand mehr versichern. Niemand außer jener Gesellschaft, die auch die Kreuzfahrer der Aida betreut. Und dann die Bestimmungen fürs Auto! In Turkmenistan, China und im Iran wacht ein staatlich bestellter Beifahrer über den Kurs. Bei Japan war jede Mühe vergebens. Erst hieß es vom Botschafter, die Fahrzeugpapiere müssten in die Landessprache übertragen werden. Sie auf deutschem Boden umzuschreiben, sei aber aufgrund eines Gesetzes aus Kriegszeiten unzulässig. Auch gebe es Bedenken hinsichtlich der Stoffe, die aus dem Auspuff quellen. Warum sich Japaner um Abgase sorgen, sei ihr ein Rätsel, sagt Hetzer. Die hätten doch Fukushima.
Bleibt noch die Frage nach den Beifahrern. Ihre An- und Abreise sollten sie selbst bezahlen. Spaß verstehen müssen sie zwingend. Das konnte der Mann mit der maladen Wirbelsäule nämlich nicht. Vor allen Dingen sollte es die Personen aushalten können, rechts zu sitzen. "Ich brauche Beifahrer", betont Hetzer. "Autofahren kann ich selbst ganz gut."
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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