Wegwerfen? Denkste! Repair-Café erfreut sich großer Beliebtheit

Hartmut Kästner, leidenschaftlicher Tüftler und Bastler, verfügt über das nötige handwerkliche Geschick, um kaputte Gegenstände zu reparieren. Für diesen Walkman kam aber jede Hilfe zu spät. | Foto: Nittel
  • Hartmut Kästner, leidenschaftlicher Tüftler und Bastler, verfügt über das nötige handwerkliche Geschick, um kaputte Gegenstände zu reparieren. Für diesen Walkman kam aber jede Hilfe zu spät.
  • Foto: Nittel
  • hochgeladen von Michael Nittel

Charlottenburg. "Ich denke, da können wir nichts mehr machen", sagt Hartmut Kästner, einen defekten Walkman in Händen haltend, den er soeben aufgeschraubt und ein paar Minuten lang einer näheren Betrachtung unterzogen hat. "Schade, aber wir haben es immerhin versucht", antwortet die Besitzerin. Herzlich Willkommen im ersten Repair-Café des Bezirks.

Auf Initiative des Umwelt- und Naturschutzamtes organisiert das Kiezbündnis Klausenerplatz in der Sophie-Charlotten-Straße 30 seit November jeden ersten Donnerstag im Monat von 17 bis 19 Uhr das Repair-Café. Unter dem Motto "Wegwerfen? Denkste!" kommen Menschen zusammen, um gemeinsam elektrische Geräte, Möbel, Fahrräder oder Spielzeug zu reparieren. Manche bringen Gegenstände mit, an denen ihr Herz hängt, die es zu reparieren lohnt. Und andere - wie Hartmut Kästner - kommen vorbei, weil sie Menschen helfen möchten, sie Freude am Tüfteln oder Basteln haben und natürlich über das entsprechende handwerkliche Know-how verfügen. "90 Prozent der Dinge, die die Menschen zum Reparieren mitbringen, sind Elektrotechnik", weiß Klaus Betz vom Kiezbündnis zu berichten.

Auch an diesem Donnerstag ist es nicht anders: ein Scanner, ein Laptop, der erwähnte Walkman und ein altes Küchenradio wollen einfach nicht mehr funktionieren. Aber auch der Verschluss eines Armbandes, ein Familienerbstück, bereitet Sorgen. "Am Anfang haben wir es so gemacht, dass sich ein Handwerker oder Techniker um einen Kunden gekümmert hat. Mittlerweile sind wir aber dazu übergegangen, dass die Kunden sich hinsetzen und schon einmal mit dem Schrauben beginnen. Und unsere Fachleute greifen nur dort ein, wo sie wirklich gebraucht werden. Und das ist ja auch der Sinn des Repair-Cafés: Hilfe zur Selbsthilfe." Klaus Betz ist sich sicher, dass die Erfolgsquote bei 50 Prozent liegt. "Manchmal fehlen einfach nur die Ersatzteile. Bei einer Spielzeug-Eisenbahn war lediglich ein kleines Zahnrädchen aus Plastik gebrochen. Das gibt es nicht mehr. Und deshalb konnten wir der jungen Besitzerin leider nicht helfen."

Die Räume in der Sophie-Charlotten-Straße werden von der abw - der gemeinnützigen Gesellschaft für Arbeit, Bildung und Wohnen mbH zur Verfügung gestellt. Auch das Werkzeug und diverse Materialien zur Reparatur sind vorhanden.

Das erste Repair-Café eröffnete übrigens auf Initiative der Niederländerin Martine Postma im Jahr 2009 in Amsterdam - heute gibt es weltweit rund 400. Das Repair-Café in Charlottenburg ist zwar das mittlerweile 14. seiner Art in ganz Berlin. Und doch kommen nicht nur Menschen aus dem Kiez in die Sophie-Charlotten-Straße 30: "Heute haben wir sogar Leute aus Friedrichshain, Lichterfelde und Zehlendorf hier bei uns", berichtet Klaus Betz am Rande des bisher letzten Treffens Anfang März. "Bis jetzt konnten wir den Ansturm der Interessenten zwar bewältigen und mussten noch niemanden nach Hause schicken. Ich denke aber, dass es Sinn macht, im Bezirk mindestens ein zweites Repair-Café zu eröffnen."

Michael Nittel / min
Autor:

Michael Nittel aus Reinickendorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 95× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 47× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 457× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.058× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.