ZOB wird bei laufendem Betrieb fit für die Zukunft gemacht
Das Aufhübschen und die Kapazitätserhöhung des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) ist überfällig gewesen. Nadine Gottschalk, Geschäftsführerin der Omnibus-Betreibergesellschaft mbh, brachte kürzlich im Bürgerbüro des CDU-Abgeordneten Andreas Statzkowski zwei Dutzend Zuhörer auf den neuesten Stand.
Trotz eines kleinen Einbruchs der Fahrgastzahlen, bedingt durch die Verdrängung von Postbus und Berlinlinienbus durch den Marktführer Flixbus, erfreut sich der ZOB großer Beliebtheit. Das verdeutlichten die Zahlen, die Nadine Gottschalk, Geschäftsführerin der Internationalen Omnibus-Betreibergesellschaft (IOB), im Gepäck hatte. 166 000 An- und Abfahrten wurden im vergangenen Jahr gezählt, täglich frequentieren 17 000 Fahrgäste den Bahnhof am Messedamm. „6,2 Millionen sind es im Jahr, das entspricht einem Drittel der Passagiere des Flughafens Tegel“, sagte Gottschalk.
Mehr Kapazitäten
Die ersten Ideen, den im Mai 1966 errichteten ZOB zeitgemäß zu machen, gab es im Jahr 2008. Sie freue sich, dass das Land Berlin und die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) als Mutter-Konzern nun gemeinsam entschieden hätten, den Bahnhof nicht nur schöner zu machen, sondern ihn umzubauen und dadurch eine Kapazitätserweiterung zu erzielen. Gerade an Feiertagen würde der ZOB aus allen Nähten platzen. „Dann laufen 25 000 Fahrgäste durch und wir haben echt Schwierigkeiten, sie noch in Wohlfühlatmosphäre unterzubringen.“
Bis Ende 2019 soll die Verkehrsfläche fertig und die Verkehrsleitung aus der jetzigen Wartehalle an die Ein- und Ausfahrt am Messedamm umgezogen sein – dort, wo einst die Autovermietung war. Aus 27 werden 33 neu angeordnete Haltestellen. „Bislang stehen die Busse hintereinander. Wenn sich die Abfahrt des ersten Fahrzeuges verzögert, staut sich dahinter der Rest“, sagte Gottschalk. Die neuen Buchten in Sägezahnanordnung können separat betrieben und im Vorwärtsgang verlassen werden. Die Verkehrsleitung, bei der Überwachung der An- und Abfahrten bislang auf Kameras angewiesen, hat dann Sichtkontakt zu den Fahrern.
„Eine große Herausforderung“
Im letzten Schritt werden Wartehalle und sanitäre Anlagen erneuert, ab Anfang 2020. Aus den bislang 76 Sitzplätzen werden knapp 280. Vorbei seien dann auch die Zeiten, in denen sich der Fahrgast auf dem Weg zur Toilette mit seinem Gepäck die Treppe hinunter und dann durch ein Drehkreuz „wurschteln“ musste, wie Gottschalk sagte. Der gesamte ZOB werde gendergerecht und barrierefrei, auch sehbehinderte Fahrgäste sollen sich dank taktilem Blindenleitsystem zurechtfinden. Alles werde „luftiger und heller“, das Fahrgastinformationssystem erneuert, auch eine hochtechnologische Sammelstelle für die Fäkalienentsorgung fände Platz. Alle Arbeiten finden unter laufendem Betrieb statt. „Eine große Herausforderung“, sagte Gottschalk.
In diesem Kontext werde die geplante Erneuerung der Ein- und Ausfahrt spannend: „Übergangsweise müssen die Busse über die benachbarte Tankstelle umgeleitet werden.“ Laut Plan sollen alle Maßnahmen Ende 2021, Anfang 2022 abgeschlossen sein. Vom Charme der 60er-Jahre wird dann nichts mehr übrig sein, zudem sei der ZOB dann in der Lage, jährlich 409 000 An- und Abfahrten abzuwickeln.
Und die Kosten?
"Die Bauplanungsunterlagen für den ZOB (Gebäude) sind noch in Arbeit. Die Kosten können noch nicht genau beziffert werden, werden sich im Rahmen der im Doppelhaushalt zur Verfügung gestellten Mittel bewegen", so Matthias Tang von der Pressestelle der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz.
Für Gottschalk ist es unabdingbar, den Fernbusverkehr fit für die Zukunft zu machen. „Es ist ein billiges Transportmittel. 50 Prozent der Fahrgäste haben ein Einkommen von unter 1000 Euro. Auch sie haben Ansprüche, wollen in den Urlaub fahren oder Freunde besuchen.“ Die Aufenthaltsqualität am ZOB sei ebenfalls wichtig. „50 Prozent der Passagiere verweilen eine halbe Stunde, 25 Prozent sogar eine Stunde lang bei uns.“
Autor:Matthias Vogel aus Charlottenburg |
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