Informationstafel erinnert an den Radiosender AFN

Jugendliche vor dem Haupteingang des AFN. | Foto: R. Lackenbach
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  • Jugendliche vor dem Haupteingang des AFN.
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Dahlem. Am 15. Juli 1994 lief das AFN-Programm zum letzten Mal in Berlin über den Äther - damit war ein Stück Nachkriegs- und Kulturgeschichte zu Ende. Eine Stele an der Podbielskiallee 28 soll an den Sender erinnern. Am Dienstag, 2. September, 13 Uhr wird die Tafel enthüllt.

American Forces Network (AFN) ging am 4. Juli 1943 an den Start. Der Soldatensender sollte den im Ausland stationierten Truppen mit einem typisch amerikanischen Unterhaltungsprogramm ein Stück Heimat bieten. Aber es ging nicht nur um Musik: AFN informierte auch über das Kriegsgeschehen. Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden in Städten der amerikanischen Besatzungszone AFN-Stationen, in Berlin am 17. Juli 1945. Ein paar Wochen lang wurde von zwei Lkw aus gesendet, ab August in einer Villa in der Podbielskiallee 28.

Obwohl die Sendungen für die amerikanischen Soldaten gedacht war, gewann der AFN schnell zahlreiche Berliner Hörer. Die Musikmischung aus Swing und Jazz, später Rock’n’Roll, Blues und Pop kam an, ebenso die lockere Moderation. Besonders beliebt waren die tägliche Sendung "Frolic at Five" und die wöchentliche Hitparade - für Berliner Jugendliche Pflichtprogramm. Musikalische Größen wie Benny Goodman, Ella Fitzgerald, Nat King Cole oder Louis Armstrong gaben dem AFN Interviews, und der Sender übertrug deren Live-Konzerte. Für Zuhörer aus Ost-Berlin und der DDR wurde es nach dem Mauerbau allerdings schwieriger, AFN einzuschalten. Der Soldatensender galt in der Zeit des Kalten Krieges als Sprachrohr des Feindes.

In den 60er-Jahren erweiterte der Sender sein Angebot durch das Fernsehprogramm AFN-TV. Die Villa in der Podbielskiallee war nun zu klein. Das neue Domizil fand sich 1969 in der Saargemünder Straße 28 gegenüber dem ehemaligen US-Hauptquartier.

Zu den bekanntesten Moderatoren gehörten George Hudak, Mark White, Dan Simmons und Rik de Lisle. Geboren 1947 als Sohn deutsch- und französischstämmiger Aussiedler in Milwaukee, meldete sich de Lisle mit 17 Jahren zur Armee, wurde dort Discjockey bei AFN für Asien, Portugal und die Bundesrepublik Deutschland. 1978 wurde er nach West-Berlin versetzt und moderierte das Radio-Frühprogramm für den AFN. Seine Markenzeichen: der starke amerikanische Akzent und sein Wortwitz. 1984 wechselte der alte Ami, wie sich de Lisle selbst nennt, zum RIAS. Seit 2008 ist er beim hessischen Radiosender Bob und seit April 2014 auch wieder in Berlin - als Programmdirektor beim Berlin-Brandenburger Radiosender 94,3 rs2.

Am Dienstag, bei der Enthüllung der AFN-Stele, wird neben Bernd von Kostka vom Alliierten-Museum in der Clayallee auch Rik de Lisle sprechen. Entworfen wurde die Stele von der Künstlerin Karin Rosenberg. Von ihr stammen weitere Stelen im Bezirk mit regionalhistorischen Informationen. Eine für das Oskar-Helene-Heim wird am 4. Oktober übergeben.

Ulrike Martin / uma
Jugendliche vor dem Haupteingang des AFN. | Foto: R. Lackenbach
Luftaufnahme des AFN-Gebäudes. | Foto: Alliierten-Museum/US-Army
Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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