Das Dorf der Witwen
Konzert zur Erinnerung an Verbrechen der Wehrmacht in Griechenland
Der Internationale Chor der Deutschen Welle und der Chor der Stadt Athen treten gemeinsam in Köln, Bonn und Berlin auf. Mit Liedern über Frieden, Freiheit und Gleichheit der Menschen erinnern die Chöre an ein Massaker in der griechischen Stadt Kalavryta durch deutsche Besatzungstruppen. Das Konzert in Berlin findet am 26. Januar in der Jesus-Christus-Kirche in Dahlem statt.
Am 13. Dezember 1943 erschossen Soldaten der deutschen Wehrmacht mehr als 700 Männer und Jungen ab 14 Jahren in Kalavryta. Dokumente der Wehrmacht zeigen, dass das „Unternehmen Kalavryta“ eine lang geplante Großoffensive gegen den organisierten Widerstand in der ganzen Region war. Nachdem griechische Partisanen 80 deutsche als Geiseln festgehaltene Soldaten getötet hatten, wurde das Massaker an den Zivilisten als Vergeltungsmaßnahme befohlen. Frauen und Kinder überlebten. In einem Museum im „Dorf der Witwen“ wird an die Geschichte des Ortes erinnert.
Der Chor der Deutschen Welle gastierte vor zwei Jahren in mehreren griechischen Städten, um für Aussöhnung und Verständigung zu werben. In Kalavryta wurde dabei deutlich, dass Trauer und Groll noch immer nachwirken. Durch das gemeinsame Singen griechischer Lieder entstand eine zwischenmenschliche Brücke.
Bundespräsident a. D. Christian Wulff, seit 2018 Präsident des Deutschen Chorverbands, bezeichnet die Konzerte als Beispiel dafür, wie gemeinsames Singen Menschen bewegen kann. „Zwei so herausragende Chöre, die sich eines so schwierigen deutsch-griechischen Themas annehmen, leisten auch einen bedeutenden Beitrag zu unseren Beziehungen.“
Der Internationale Chor der Deutschen Welle wurde 1993 von Mitarbeitern des deutschen Auslandsenders gegründet. Mittlerweile gehören ihm Sänger aus mehr als 20 Nationen an. Gemäß dem Leitbild der Deutschen Welle hat es sich der Chor zur Aufgabe gemacht, sich mit Liedern aus allen Erdteilen für Völkerverständigung und Toleranz einzusetzen. Der Chor der Stadt Athen besteht aus professionellen Sängerinnen und Sängern. Die Mitglieder engagieren sich in sozialen Projekten und nehmen an Benefizkonzerten teil.
Bei den Auftritten stehen unter anderem zeitgenössische Chorsätze aus Bertolt Brechts „Der Kaukasische Kreidekreis“ und Musik von Mikis Theodorakis auf dem Programm. Höhepunkt der vom Auswärtigen Amt geförderten Konzerte ist die Uraufführung von zwei Chorsätzen aus dem „Kalavryta Oratorium“, das der deutsche Komponist Gerhardt Folkerts der Jugend des Ortes gewidmet hat.
Das Konzert in der Jesus-Christus-Kirche, Hittorfstraße 23, beginnt am Sonnabend, 26. Januar, um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Sie sind für die griechische Kampagne „Alle zusammen schaffen wir es“ bestimmt. Die Aktion des Medienunternehmens Skai, einem Partnersender der Deutschen Welle, unterstützt seit Beginn der griechischen Finanzkrise 2011 Initiativen in den Bereichen Gesundheit, soziale Vorsorge, Ausbildung und Umwelt.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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