Zu Gast im Tierheim Berlin
Hier warten viele auf ein neues Zuhause
Den Berlinern wird gemeinhin große Tierliebe nachgesagt. Doch immer wieder ist von ausgesetzten Katzen oder beschlagnahmten Hundewelpen zu lesen. Die landen in der Regel zunächst im Tierheim Berlin. Dort bleiben sie, bis geklärt ist, wie es mit ihnen weitergeht.
Das Tierheim liegt abseits jeglicher Wohnbebauung. Am Hausvaterweg 39 stört es keine Nachbarn, wenn mal mehrere Hunde gleichzeitig bellen. Besucher können ihre Fahrzeuge auf einem großen Parkplatz oder an Fahrradständern abstellen. Wer mit dem Bus 197 kommt, muss ein paar Hundert Meter auf der Straße laufen und kann links und rechts Natur genießen. Früher befand sich das Tierheim in Lankwitz. Weil es dort aus allen Nähten platze, wurde vom Tierschutzverein für Berlin und Umgebung gemeinsam mit dem Senat ein neuer Standort gesucht und auf der Fläche einer ehemaligen Schweinemastanlage gefunden.
2001 wurde das Tierheim dort eingeweiht. Mit einer Fläche von 16 Hektar ist es so groß wie 22 Fußballfelder. Das Heim besteht aus vier großen Katzenhäusern, sechs großen Hundehäusern, einem Kleintierhaus, einem Vogelhaus sowie einem Gehege für freilebende Katzen. Des Weiteren gehört ein Tierschutzbauernhof für Gänse und Hühner, Schafe, Ziegen und Schweine dazu. Außerdem gibt es eine Exotenstation für Reptilien, aber auch Affen.
Zwischen 1400 und 1500 Tiere werden hier jeden Tag fachkundig betreut. Die Gründe, warum ein Tier am Hausvaterweg landet, sind ganz unterschiedlich, berichtet Christine Streichan, Bereichsleiterin Politik & Kommunikation. Es können Tiere sein, die ausgesetzt oder ihren Besitzern entlaufen sind und dann gefunden wurden. Sie werden entweder vom Finder selbst, von der Polizei oder der Feuerwehr in die Sammelstelle gebracht.
„Wir schauen dann, ob wir die Halterin oder den Halter ausfindig machen können“, sagt Christine Streichan. Das gelingt am einfachsten, wenn das Tier gechipt ist. Außerdem wird auf gefundene Tiere auf der Tierheim-Facebook-Seite hingewiesen. Wenn das Tier keinen Chip trägt, ist allerdings zu befürchten, dass es ausgesetzt wurde. Wenn sich innerhalb von fünf Tagen kein Besitzer gemeldet hat, geht das Tier in die Vermittlung.
Ein anderer Grund ist, dass sich Besitzer nicht mehr um das Tier kümmern können, zum Beispiel, wenn sich jemand länger im Krankenhaus befindet oder aus Alters- und/oder Krankheitsgründen sein Tier nicht mehr versorgen kann. Und schließlich landen auch Tiere, die von der Polizei oder einem Veterinäramt in der Stadt sichergestellt wurden in der Einrichtung. „Das passiert zum Beispiel, wenn ein Tier vernachlässigt beziehungsweise gegen das Tierschutzgesetz verstoßen wurde“, berichtet Christine Streichan.
Alle Neuankömmlinge werden tierärztlich begutachtet. Wenn es gesundheitliche Beeinträchtigungen gibt, wird sofort gehandelt. Danach bekommen sie ein möglichst vorübergehendes neues Zuhause. Um ihr Wohl kümmern sich an sieben Tagen in der Woche rund 190 festangestellte Mitarbeiter. Unterstützt werden diese von zirka 500 Ehrenamtlichen. Die helfen beim Reinigen von Boxen, gehen aber auch mit Hunden Gassi oder sorgen mit Streicheleinheiten für das Wohlbefinden von Katzen. Andere wiederum unterstützen die Vorbereitung von Veranstaltungen auf dem Gelände.
Die meisten Tiere bleiben nicht auf Dauer. Wenn sie dem Besitzer nicht zurückgegeben werden könne, ist das Ziel, sie zu vermitteln. Doch das ist nicht immer einfach. Vor allem tierische Senioren oder jene, die Krankheitsbilder haben, finden schwer ein neues Heim. Bekundet jemand Interesse, dann kann er das in der Regel nicht sofort mitnehmen. „Wir schauen erst einmal, ob beide zusammenpassten“, erklärt Christine Streichan. Wer zum Beispiel einen Hund mit schwieriger Vorgeschichte „adoptieren“ möchte, sollte schon fundierte Kenntnisse im Umgang mit Hunden nachweisen können. In den vergangenen fünf Jahren konnten aber immerhin rund 400 Hunde, 1400 Katzen, 550 Kleintiere, wie Kaninchen oder Meerschweinchen, 200 Vögel und 70 Exoten vermittelt werden.
Dass das Tierheim seine Arbeit leisten kann, ist übrigens vor allem der Finanzierung durch Mitgliedsbeiträge der Tierschutzvereinsmitglieder, zahlreichen Spenden und vor allem Nachlässen zu verdanken.
Mit Blick auf das Weihnachtsfest appelliert das Tierheim übrigens: Tiere sind keine Geschenke! Denn manch Beschenkter verliert rasch die Freude daran. Im Tierheim gilt deshalb auch, wie in den Jahren zuvor, in der Weihnachtszeit einen Vermittlungsstopp.
Ausführliche Informationen finden sich auf www.tierschutz-berlin.de.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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