Leidenschaft STRASSENBAHN
Vor den Buchholzer Festtagen im Straßenbahndepot in Köpenick

Gotha_Grossraumwg._TDE-BDW im Straßenbahndepot berlin-Köpenick | Foto: Anne Schäfer-Junker
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In diesem Jahr 2022 feiern wir 120 Jahre Geschichte der Buchholzer Straßenbahn – mit dem Gemeindebeschluss vom September 1902 beginnt eine aufregende Verkehrsgeschichte des damaligen Berliner Vorortes Französisch Buchholz. Teile der Geschichts-Dokumentation sind in der Ortschronik von Französisch Buchholz einsehbar.

Die gesamte Geschichte „Nahverkehrsmittel“ jedoch für Berlin und seine Vororte wird allerdings in der Ausstellung im Berliner Technikmuseum und im Archiv des Denkmalpflege-Vereins-Nahverkehr Berlin e. V. in Berlin-Köpenick von vielen ehrenamtlichen Mitgliedern - Handwerker und Ingenieure – aufbewahrt. Das Großartige jedoch: in ihrer Freizeit haben die Ehrenamtler mit Unterstützung der BVG seit Jahren insgesamt 50 historische Straßenbahnen zu neuem Leben erweckt. Das ist die andere, berlin weite aufregende Geschichte vom technischen Kulturgut Straßenbahn – wie es Prof. Dr. Dirk Böndel, von 2004 bis 2020 Direktor des Deutschen Technikmuseums - nennt. Deshalb besuche ich zusammen mit unserer Interessengemeinschaft KULTURGUT-FranzösischBuchholz-BIENCULTUREL vor den diesjährigen Buchholzer Festtagen im Juni das Straßenbahndepot in Köpenick.

Reinhard Demps, engagierter Kenner und Straßenbahn-Liebhaber mit viel Empathie empfängt uns. Er ist Pankower Bürger, Mitglied im Freundeskreis der Chronik Pankow e. V. und Gründungsmitglied des Denkmalpflege-Vereins Nahverkehr Berlin e. V. Als Diplom-Ingenieur gibt er zu den kompliziertesten technischen Details und historischen Zusammenhängen großzügig Auskunft.
Henry Wille, auch ein langjähriger Straßenbahner und Techniker, gleichfalls ehrenamtlich im Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin e. V. in Berlin-Köpenick zieht uns ebenso während der Führung durch die historische Sammlung in der großen Halle in seinen Bann.
Der Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin e. V. veranstaltet am Samstag, dem 11. Juni 2022 wieder öffentliche Führungen durch die Sammlung historischer Straßenbahnen der BVG im Betriebshof Köpenick. Es wird auch einen Souvenirverkauf und kurze Rundfahrten mit historischen Straßenbahnen geben.

Doch zurück zu unserer Geschichte: 1902 begann also in Französisch Buchholz die unglaublich spannende Geschichte der Buchholzer Straßenbahn, die in Teilen einem Abenteuer gleicht und bis heute anhält. Buchholzer Gemüsegärtner und Bauern, Tabakhändler, Weinhändler und andere Gewerbetreibende brachten ihre Waren schon auf die Märkte am Alexanderplatz nach Berlin, die Gemeinde Französisch Buchholz wollte wirtschaftlich gut voran kommen.

Die Große Berliner Straßenbahn AG hatte im Jahre 1901 bereits einen Straßenbahn-Betriebshof in Niederschönhausen für den elektrischen Betrieb gebaut. Die Gemeindeverwaltung von Buchholz wollte den elektrischen Betrieb von Niederschönhausen nach Buchholz auszudehnen, blieb jedoch in diesem Kooperationsversuch erfolglos. So fasste sie 1902 den Beschluss, eine Straßenbahnverbindung selbst herzustellen, nachdem letzte Verhandlungsversuche auch 1903 gescheitert waren.

Im September 1903 begann der Bau einer Pferdebahn, die bis 1907 auf Gemeindekosten am Denkmalplatz, heute Pfarrer-Hurtienne-Platz an der Buchholzer Kirche, bis zur Haltestelle Pankow-Heinersdorf gebaut wurde. Dort besteht ein Anschluss an die Stettiner Eisenbahn. Dass dieser Streckenendpunkt gewählt wurde und nicht der Bahnhof Blankenburg, liegt in der Buchholzer Wirtschaftsentwicklung in Richtung Berlin, um eine wirksame verkehrliche Anbindung zu ermöglichen. Und wahrscheinlich gab es auch schon die Absicht, eine Weiterführung der Strecke durch die Berliner Elektrische Straßenbahn in Richtung Pankow entlang der Damerowstraße zu entwickeln.

An diese Zeit der Pferdebahnen wird in diesem Jahr zur 120-jährigen Geschichte der Buchholzer Straßenbahnen vom Bürgerverein Französisch Buchholz e. V. erinnert: zur Freude vieler BuchholzerInnen fährt der bekannte Pferdefuhrbetrieb Dieter und Martin Obst mit seinen schönen Rappen, als Gespann vor den historischen Pferdeomnibussen, durch den historischen Ortskern von Französisch Buchholz - zwischen Pfarrer-Hurtienne-Platz/Evangelische Kirche Französisch Buchholz und Hugenottenplatz: für alle „Dorf-Reisenden“ kostenlos,, am Wochenende Samstag, 11.6. und Sonntag 12.6.2022.

Die Ortschronik von Französisch Buchholz in der Wache der Freiwilligen Feuerwehr Buchholz wird an beiden Tagen von 11 bis 14 Uhr geöffnet sein und viel Erzähl- und Erlebenswertes zur Straßenbahn für interessierte Gäste bereit halten.
(Bitte möglichst mit einer telefonischen Anmeldung: +49176-20 92 19 80.)

Anne Schäfer-Junker (anne.junker@gmx.de )

Autor:

Anne Schäfer-Junker aus Französisch Buchholz

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