Eltern kämpfen für Französisch am Rheingau-Gymnasium
"Für uns war es nicht nachvollziehbar, dass das Angebot gerade hier eingestampft werden sollte", sagt Bert Minske, stellvertretender Schulleiter des Rheingau-Gymnasiums an der Schwalbacher Straße. Seit über 40 Jahren wird dort Französisch als erste Fremdsprache gelehrt. Also diejenigen Schüler unterrichtet, die schon in der Grundschule mit dem Erlernen der Sprache begannen und ihre Kenntnisse nach dem Wechsel an die Oberschule vertiefen sollen. An insgesamt drei Standorten im Bezirk gibt es dieses Angebot: neben dem Rheingau-Gymnasium am Rückert-Schule an der Schöneberger Mettestraße und am Luise-Henriette-Schule an der Tempelhofer Germaniastraße. 96 Plätze stehen damit pro Jahrgang zur Verfügung. Weil im kommenden Schuljahr voraussichtlich nur 40 nachgefragt werden, wollte die Schulstadträtin das Angebot zurückfahren. Ausgerechnet am Rheingau-Gymnasium, bei dem die Nachfrage traditionell am höchsten ist. 24 Plätze wurden im vergangenen Sommer besetzt. An den anderen beiden Schulen waren es nur fünf beziehungsweise sechs. "Würde unser Angebot nicht angenommen, müssten wir noch einmal darüber nachdenken. Aber solange die Nachfrage da ist, wollen wir so weitermachen können", sagt Minske. Kaddatz begründete ihre Entscheidung damit, dass die beiden anderen Schulen geografisch besser über den Bezirk verteilt, für die Schüler also besser erreichbar seien. Die Schulaufsicht hat sie in dieser Sichtweise unterstützt.
Nachdem die Pläne im September öffentlich gemacht wurden, seien laut Minske "die Eltern aus ganz Friedenau" aktiv geworden. Denn nicht nur die, die ihre Kinder schon am Gymnasium haben, wollten das Angebot retten, sondern auch diejenigen, deren Kinder an den Friedenauer Grundschulen, beispielsweise der Stechlinsee-Grundschule, bereits Französisch lernen und am Rheingau-Gymnasium damit weitermachen wollen. "Der Anteil der Eltern bei der Rettung war riesig", so der stellvertretende Schulleiter.
Tatsächlich wird nun erst einmal vier Jahre weiter unterrichtet. Denn auch der Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Mark Rackles (SPD), war gegen die rasche Streichung und will in den kommenden vier Jahren eine berlinweite Lösung für tragfähige Angebotsstrukturen im Fremdsprachenbereich erarbeiten. Auch die Bezirksverordnetenversammlung sprach sich heftig gegen die Pläne der Schulstadträtin aus. Minske hofft, sich nun in Ruhe auf eventuell anstehende Veränderungen vorbereiten zu können. Schulstadträtin Kaddatz sagt zwar, vor der Entscheidung im September habe es eine "monatelange Beratung" gegeben. "Die wurde aber in keinem Fall mit den Betroffenen geführt", sagt Minske. "Denn weder die Lehrer noch die Eltern wurden darüber frühzeitig informiert."
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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