Theater Morgenstern gründet einen Förderverein
"Unsere Organisationsstrukturen sind der Größe des Theaters einfach nicht mehr angepasst, das Ganze funktioniert so nicht mehr", erklärt Daniel Koch sein Dilemma. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er die mobile Bühne im Rathaus Friedenau. Die beiden schreiben die Stücke teilweise selbst, inszenieren sie, proben mit den Schauspielern und kümmern sich um Organisation und Finanzierung. Sie machen also alles. Und das ist jetzt zu viel.
"Wir versuchen gerade, uns neue Strukturen zu geben", sagt Koch. Dazu gehöre beispielsweise, dass sie eine Halbtagskraft eingestellt hätten. Und dass sie dieses Jahr im Sommer keinen Spielbetrieb haben.
Denn sie wollen die Zeit nutzen, um auch im künstlerischen Sinne ihre Zukunft zu planen. Nachdem das Theater bereits seit 18 Jahren - auch schon vor dem Einzug ins Rathaus Friedenau - immer zu Weihnachten "Ein Weihnachtslied" nach Charles Dickens und immerhin seit acht Jahren "Die Abenteuer des starken Wanja" gespielt hat, sei es Zeit für Neues. "Wir wollen in Zukunft mindestens zwei neue Stücke pro Jahr auf die Bühne bringen", sagt Koch. In diesem Jahr will er ein selbst entwickeltes Stück unter dem Arbeitstitel "Buchstabensuppe" sowie eine Inszenierung von "Don Quichotte" und Dickens "Der Gesang der Glocken" realisieren. "Dafür wollen wir erstmals auch Fördergelder beantragen", so der Theaterinhaber. Bisher sei dafür nie die Zeit gewesen. Die neue Mitarbeiterin und die konsequente Sommerpause sollen da Abhilfe schaffen. Und natürlich der Förderverein. Die "Freunde und Förderer des theater morgenstern e.V." sollen das Theater auch finanziell für die Zukunft rüsten. "Wir wollen uns noch stärker im Kiez verankern", so Koch. Im Grunde sei das Morgenstern - auch wenn es privat betrieben werde - so etwas wie das Stadttheater von Friedenau. "Deshalb wollen wir auch deutlicher wahrgenommen werden." Das könne beispielsweise damit erreicht werden, dass es künftig auch an den Wochenenden Vorstellungen gebe. Der Schlesiensaal könnte somit zu einem kulturellen Mittelpunkt am bald neu gestalteten Breslauer Platz werden.
Eine Sache macht die Zukunftspläne allerdings unsicher: Der Bezirk hat das Rathaus Friedenau an den Senat abgegeben. Schon in wenigen Monaten sollen hier Landesfinanzbeamte der Steuerfahndung einziehen. Ob das Theater überhaupt bleiben kann, ist ungewiss. "Mit uns hat es noch überhaupt keine Gespräche gegeben", sagt Koch. Dass das Rathaus dem Bezirk schon gar nicht mehr gehöre, habe er aus der Berliner Woche erfahren.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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