Datenanalyse als Grundlage
Bezirksamt will Schulwege sicherer machen
Wie (un-)sicher sind die Schulwege für Kinder? Das will der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg per Datenanalyse herausfinden, um konkrete Maßnahmen wie zuletzt an der Hunsrück-Grundschule umsetzen zu können.
Viele Eltern kennen das Unbehagen, ihre Kinder früh morgens allein zur Schule zu schicken. Denn unterwegs lauern Gefahren: Unübersichtliche Straßen und verkehrsreiche Kreuzungen gehören dazu. Grundschüler laufen darum häufig lieber Umwege oder haben einen Aufpasser an der Hand. Eine Lösung ist das nicht.
Vorzeigeprojekt für mehr Verkehrssicherheit
Das weiß auch das Bezirksamt und hat darum jetzt ein Vorzeigeprojekt für mehr Verkehrssicherheit auf täglichen Schulwegen gestartet. Per Datenanalyse soll herausgefunden werden, wo Zebrastreifen, Poller, vorgestreckte Gehwege oder Tempolimits nötig sind. „Dafür haben wir 17 000 anonymisierte Wohnadressen von Schülern im Alter von sechs bis zwölf Jahren mit den Schulwegen verglichen“, erläutert Felix Weisbrich, Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes. Seine Behörde hat das Projekt initiiert und die Online-Plattform „FixMyCity“ mit ins Boot geholt. Die Analysten von FixMyCity haben die Daten in drei Karten visualisiert. Sie zeigen, welche Wege die Kinder zu ihren Grundschulen laufen, wo sich Unfälle mit Fußgängern häufen, wo Querungshilfen fehlen, und welche Tempolimits vor Ort gelten. Die Daten wollen die Planer im Bezirksamt nutzen, um konkrete Maßnahmen umzusetzen. Kurzum: „Sie sind für uns die Arbeitsgrundlage für eine moderne Schulwegentwicklung“, so Weisbrich.
Idealerweise ohne Begleitung
zur Schule kommen
Und die hält auch Verkehrsstadträtin Annika Gerold (Grüne) für dringend geboten. „Die Verkehrsinfrastruktur muss sich viel mehr an den Bedürfnissen schwächerer Verkehrsteilnehmer orientieren.“ Dazu gehörten vor allem junge Schüler. „Sie müssen sich im Kiez, auf dem Weg zur Schule, sicher bewegen können.“ Das sieht auch Schulstadtrat Andy Hehmke (SPD) so. „Der Schulalltag beginnt nicht erst im Klassenzimmer, sondern auf dem Weg in die Schule.“ Und diesen Weg sollten alle Grundschulkinder idealerweise ohne Begleitung Erwachsener zu Fuß oder auf dem Rad zurücklegen können.
Erste Maßnahmen:
Poller und Einbahnstraßenregelung
Wo erste Maßnahmen auf Basis der Datenanalyse realisiert werden sollen, konnte das Bezirksamt noch nicht sagen. „Wir werden jetzt zusammen mit dem Schulamt nach Bedarf priorisieren, Maßnahmen anmelden und möglichst noch in diesem Jahr anfangen zu bauen“, so Felix Weisbrich. Fest steht aber schon länger, dass für die Hausburg-Grundschule in Friedrichshain versenkbare Poller und eine Einbahnstraßenregelung kommen sollen. Das wird gerade mit der Schulkonferenz abgestimmt. Und auch für das Leibniz-Gymnasium in Kreuzberg sind kurzfristige Maßnahmen geplant.
Beauftragter für Schulwegsicherheit
- einmalig in Berlin
Friedrichshain-Kreuzberg hat insgesamt 44 Grundschulen und Förderschulen für Sechs- bis Zwölfjährige. Um hier den Überblick zu behalten, hat der Bezirk seit Mai 2021 einen Schulwegsicherheitsbeauftragten. Felix Kroße läuft die Schulwege ab, nimmt Hinweise oder Beschwerden von Eltern und Schulleitern auf. Zum Beispiel aus der Hunsrück-Grundschule in Kreuzberg. Dort wurden erst kürzlich 27 Poller gesetzt und die enge Manteuffelstraße zur Einbahnstraße. „Die Verkehrssituation war unübersichtlich und für die Kinder gefährlich“, sagt Felix Kroße. Das sei nun besser geworden. Schulleiterin Nancy Pokall bestätigt das: „Unsere Hinweise wurden berücksichtigt.“ Jetzt soll vor der Schule noch eine entsprechende Fahrbahnmarkierung folgen.
Friedrichshain-Kreuzberg ist bislang der einzige Bezirk, der seine Schulwege mittels fundierter Datenanalyse sicherer machen will. „Anfragen aus anderen Bezirken haben wir nicht“, sagt Heiko Rintelen, Mitgeschäftsführer von FixMyBerlin.
Online sind alle Infos zum Projekt auf fixmyberlin.de/schulwegsicherheit/friedrichshain-kreuzberg veröffentlicht. Schulen können Daten dort nachtragen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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