Frust im Ordnungsamt: Außendienstmitarbeiter sehen sich als Freiwild
Friedrichshain-Kreuzberg. Über die "aktuellen Herausforderungen" des Ordnungsamtes wollte sich der zuständige Ausschuss am 14. Juni informieren. Dabei wurde er mit einem erheblichem Ärger konfrontiert.
Bei der Sitzung im Amt in der Petersburger Straße berichteten die Mitarbeiter von den täglichen Erlebnissen im Außendienst. Kaum ein Tag vergehe ohne verbale und häufig auch körperliche Attacken. Selbst bei geringen Ordnungswidrigkeiten würden viele Leute ausrasten. Oft erhielten die Angreifer noch Unterstützung, "auch von unbeteiligten sogenannten Gutmenschen".
Kein Respekt
Wegen solcher Vorkommnisse werde es immer schwieriger, die Kollegen für ihre Arbeit zu motivieren, klagte eine Gruppenleiterin. Ihnen werde kaum Respekt entgegengebracht. Auf den Punkt gebracht wurde das durch ein Erlebnis, das eine Kiezstreife vor Kurzem hatte. Sie traf auf eine Familie und bei ihrem Anblick sagten die Eltern zu ihrem Kind: "Wenn du in der Schule nicht vernünftig lernst, musst du das später mal machen."
Auch von Teilen der Bezirkspolitik fühlten sich die Ordnungsamtsmitarbeiter zuletzt allein gelassen. Nämlich als es um die drei Zentimeter zu langen Außenbänke in einem Lokal ging, die deshalb per Säge gekürzt wurden.
Sie hätten dafür Sorge zu tragen, dass wenigstens eine Gehwegbreite von 1,50 Meter eingehalten werde. Das sei ohnehin schon ziemlich eng. Deshalb könne es da auch keinen Spielraum geben, wurden Fragen gekontert, ob der geringe Überhang nicht noch im Kulanzbereich liege. "Der nächste will dann sechs Zentimeter mehr und der übernächste sieben."
Mehr Personal: Wer zahlt?
Ihr schwerer Dienst sei ihnen natürlich bewusst, beteuerten einige Bezirksverordnete. Er würde gerne zu den bisherigen nominell 28,5 zwölf weitere Außendienstmitarbeiter einstellen, sagte Ordnungsstadtrat Dr. Peter Beckers (SPD). Die müssten dann aber aus dem Bezirkshaushalt bezahlt werden. "Deshalb möchte ich Unterstützung aus dem Bezirksamt und der BVV."
Zuspruch bekam das Ordnungsamt von Lärm geplagten Anwohnern aus dem Simon-Dach-Kiez. "Ich wusste nicht, dass bei Ihnen der Ärger ähnlich groß ist wie bei uns", so ein Vertreter. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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