Jan Stöß: auch in der Heimatbasis immer weniger Anhänger
Friedrichshain-Kreuzberg. Kaum hatte der Regierende Bürgermeister Michael Müller seine Kandidatur für den Landesvorsitz der Berliner SPD angekündigt, gab es dafür Zustimmung aus Friedrichshain-Kreuzberg.
Er begrüße es, dass Müller bereit sei, die Partei zu führen, erklärte der Kreisvorsitzende Harald Georgii. Sein Statement zeigte erneut, dass sich die Machtverhältnisse bei den Bezirksgenossen inzwischen verschoben haben.
Denn Friedrichshain-Kreuzberg galt einst als Heimatbasis des bisherigen Landeschefs Jan Stöß. Er war hier Kreisvorsitzender und von 2009 bis 2011 Stadtrat.
Allerdings zeigte sich bereits in den vergangenen Monaten, dass sich die Anhängerschaft von Stöß auch im einstigen Stammrevier reduziert hatte. Deutlich wurde das zum Beispiel bei der Wahl der Abgeordnetenhauskandidaten im November. Beim Kampf um einen sicheren Listenplatz unterlag Björn Eggert, Vertrauter des bisherigen Landesvorsitzenden, Sven Heinemann, der als Fan des Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh gilt. Saleh und Stöß sind sich inzwischen ebenfalls in herzlicher Abneigung verbunden.
Alles "nicht so toll"
Danach folgte im März die Abwahl der bisherigen Kreisvorsitzenden Julia Schimeta. Auch sie gehörte zum Stöß-Lager. Ihr Nachfolger Harald Georgii hat nicht erst seit seinem Beifall für die Müller-Kandidatur klar gemacht, dass er dort nicht verortet ist.
Das alles sei natürlich "nicht so toll", meint eine Genossin, die weiter ihre Präferenz für den demnächst Ex-SPD-Chef erkennen lässt. Und wahrscheinlich werde die schnelle Stellungsnahme von Georgii auch Anlass für einige kritische Nachfragen sein. Aber richtig sei, dass sich die Konstallation im Kreisverband verändert habe.
Jan Stöß hatte 2012, damals noch im Zusammenspiel mit Raed Saleh, Michael Müller als damaligen Landesvorsitzenden gestürzt. Nach dem Rücktritt von Klaus Wowereit 2014 bewarben sich diese drei in einem Mitgliedervotum um die Nachfolge als Regierender Bürgermeisters. Müller siegte dabei klar mit einem Stimmenanteil von rund 60 Prozent. Stöß bekam etwas mehr als 20 Prozent.
Der Regierende begründete seine Kandidatur für das Spitzenamt in der Partei mit einer Konzentration der Kräfte, gerade im kommenden Wahlkampf. Deshalb konnte er sich eines Erfolg beim Parteitag am 30. April auch absolut sicher sein.
Jan Stöß hat schnell gemerkt, dass er bei einer Kampfabstimmung keine Chance hat und tritt nicht mehr an: "Es gibt Aufgaben, die wichtiger sind, als wir selbst", erklärte er bei seinem Verzicht. tf
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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