SEZ-Betreiber geht gegen Bezirkspolitiker vor

Max Putzer (rechts) und John Dahl lassen sich vom juristischen Feldzug des SEZ-Betreibers Rainer Löhnitz nicht abschrecken. | Foto: Frey
  • Max Putzer (rechts) und John Dahl lassen sich vom juristischen Feldzug des SEZ-Betreibers Rainer Löhnitz nicht abschrecken.
  • Foto: Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Friedrichshain. So viel Solidarität wie bei der Sitzung am 17. Dezember ist selten in der BVV. Auslöser für den Schulterschluss war SEZ-Eigentümer Rainer Löhnitz.

Der war in den Tagen zuvor juristisch gegen die beiden SPD-Bezirksverordneten John Dahl und Max Putzer vorgegangen. Sie wurden per Abmahnung aufgefordert, eine strafbewehrte Unterlassungserklärung abzugeben.

Für Aussagen, wie "Löhnitz hat seine vertraglichen Verpflichtungen aus dem Kauf des SEZ nicht eingehalten" oder "Herr Löhnitz ist nach dem Kaufvertrag zu einem öffentlichen Hallenbad-, beziehungsweise Schwimmhallenbetrieb verpflichtet" sollen sie bei einer Wiederholung jedes Mal 5000 Euro bezahlen. Dahl wird außerdem Amtsmissbrauch unterstellt, weil er den SEZ-Betreiber bei dessen Auftritt am 19. November im Stadtplanungsausschuss darauf hingewiesen hatte, dass seine Neubaupläne nach den Vorstellungen des Bezirks keine Realisierungschance hätten.

"Ziel ihrer Behauptung ist es, mich zu beleidigen und in der Öffentlichkeit als unzuverlässigen, unseriösen Geschäftsmann und Betrüger darzustellen", heißt es in der Abmahnung von Löhnitz. Und einige Zeilen weiter: "Dadurch soll der Sachverhalt um das SEZ weiter emotionalisiert und die derzeitigen Bauvorhaben rechtswidrig verzögert werden."

Neben den beiden Sozialdemokraten flatterte außerdem dem CDU-Abgeordnetenhausmitglied Kurt Wansner ein Abmahnungsschreiben ins Haus. Auch er hatte sich kritisch über das Gebaren von Löhnitz geäußert.

Alle drei denken nicht daran, der Aufforderung Folge zu leisten, sondern werten das Vorgehen als Versuch, sie mundtot zu machen. Und sie haben damit das gesamte Bezirksparlament auf ihrer Seite. In einer von der SPD eingebrachten Resolution, der alle anderen Fraktionen beitraten, wird das Agieren von Löhnitz als "unerträglicher und direkter Angriff auf die Meinungsfreiheit von Mitgliedern eines demokratisch gewählten Organs" gebrandmarkt. Dem stelle sich die gesamte BVV mit Nachdruck entgegen.

Für John Dahl sind die Abmahnungen ein plumper Versuch, "uns als Kommunalpolitiker einzeln unter Druck zu setzen". Abgesehen davon, dass er sich gar nicht öffentlich dazu geäußert habe, ob Löhnitz seinen Verpflichtungen aus dem Kaufvertrag nachgekommen ist, sei es aber geradezu politische Pflicht, das öffentlich zu fordern.

Nicht nur bei seiner Rede entstand der Eindruck, dass die juristischen Winkelzüge des SEZ-Betreibers erst recht den Kampfgeist geweckt haben. "Es wird Zeit, dass wir Druck machen", meinte Max Putzer. "Mit diesem Mann hätten nie Geschäfte gemacht werden dürfen." Und der CDU-Fraktionsvorsitzende Götz Müller forderte das Rechtsamt auf zu prüfen, ob bei Löhnitz Vorstoß der Tatbestand der Nötigung vorliege.

Dass der sich mit seinem Vorgehen einen Bärendienst erwiesen hat, war auch insgesamt die weit verbreitete Ansicht. Selbst von der Linkspartei, aus deren Reihen es bisher immer wieder Verständnis für den SEZ-Betreiber gegeben hatte, kam kein Wort der Verteidigung.

Stattdessen verabschiedete das Bezirksparlament ebenfalls einstimmig einen Antrag von Grünen und SPD, dem auch die CDU noch beitrat. Er verlangt, dass sich Friedrichshain-Kreuzberg beim Senat für eine Rückübertragung oder gegebenenfalls eine Rückkaufoption des SEZ-Grundstücks einsetzt.

Thomas Frey / tf
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 451× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 738× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 715× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.114× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.