Schulbeginn im Park-Container
Wegen Baupfusch müssen Erstklässler in Provisorien lernen
Die Erst- und Zweitklässler der Humboldthain-Grundschule in der Grenzstraße 8 müssen zum neuen Schuljahr in weißen Containermodulen unterrichtet werden. Grund ist, wie berichtet, der wegen Baupfusch gesperrte nagelneue Modulare Ergänzungsbau (MEB) an der Ecke Boyen- und Chausseestraße. Schulstadtrat Carsten Spallek (CDU) ist stinksauer.
Im Sommerbad Humboldthain stehen die Leute Schlange, um ins kalte Nass zu kommen. Ein paar Meter daneben schwitzen die Monteure und Kranfahrer. Sie bauen im Volkspark Humboldthain direkt neben der Sporthalle 17 Containermodule auf, die als Klassenräume dienen müssen. Eigentlich sollten die neuen Erstklässler der Humboldhain-Grundschule den neuen MEB an der Boyenstraße als Filial-standort nutzen. Doch der erst im November 2017 dem Schulamt übergebene Modulare Ergänzungsbau ist schon wieder gesperrt. Wegen Baupfusch ist er mit Wasser voll gelaufen. Im gesamten Erdgeschoss muss der Fußboden komplett erneuert werden. Carsten Spallek rechnet mit „mindestens sechs Monaten Bauzeit“. Das heißt, die MEB-Schule mit den 16 Klassenräume bleibt zum Schulbeginn zu. Pech für die Kinder der Humboldthain-Grundschule. Sie bekommen als Übergangslösung nun die Klassencontainer.
Derzeit streiten sich die Baufirmen und die Senatsverwaltungen, wer für den Schaden haftet, sagt Spallek. Die vom Senat beauftragte Firma Goldbeck habe wiederum „eine dritte Firma beauftragt, die offenbar auch den Schaden verursacht hat“, so Spallek. Ihn ärgert, dass der Bezirk dafür „den Kopf hinhalten und erklären muss, warum der versprochene MEB nicht genutzt werden kann“, so Spallek.
Der Bezirk habe den MEB weder beauftragt noch bezahlt, sondern „bekommt ihn lediglich hingestellt und danach ins Eigentum übertragen“. Mit den Regressstreitigkeiten hat der Bezirk nichts zu tun; folglich auch keinen Einfluss auf die Problemlösung. „Weil wir nicht bis zur Klärung warten können, haben wir unverzüglich eine Ersatzlösung beauftragt“, so der Stadtrat. Denn er vermutet, dass sich die juristischen Auseinandersetzungen zwischen Senatsverwaltung und den Baufirmen das komplette neue Schuljahr hinziehen.
Unklar ist derzeit auch, wer die Kosten für die jetzt aufgestellten Container übernimmt. Das Risiko, auf den Kosten sitzenzubleiben, ist Spallek eingegangen, weil es keine Alternative gegeben habe. Die jetzigen Probleme mit dem MEB an der Boyenstraße sind für Spallek „ein schlechtes Beispiel dafür, dass zusätzlich komplizierte Konstrukte – wie auch in der Berliner Schulbauoffensive – nicht immer zu schnelleren und besseren Lösungen führen. Er spricht von „verteilter Verantwortungslosigkeit“.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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