Degewo hat Bewohner nicht im Detail informiert
In einer anonymen E-Mail beklagen "gefährdete Mieter in der Demminer Straße 7" eine "unangekündigte Asbestsanierung, versteckt unter der Staubwolke einer Strangsanierung", wie es in der E-Mail an die "Medienleute" heißt. Den Bewohnern im Haus würden "Asbestwolken um die Ohren gepustet".
Degewo-Sprecher Lutz Ackermann bestätigte, dass im Rahmen der kompletten Strangsanierung "auch asbesthaltige Baustoffe entfernt werden." Die Arbeiten würden von einer qualifizierten Fachfirma vorschriftsmäßig durchgeführt. Die Degewo sei ihrer Informationspflicht nachgekommen und habe im Februar die Strangsanierungsarbeiten angekündigt und im Juni "auch über die Schadstoffsanierung informiert." Lutz Ackermann räumte jedoch ein, dass in den Schreiben nicht explizit das Wort Asbest erwähnt wurde. Rein rechtlich muss der Vermieter das auch nicht tun.
Die Degewo hatte laut Ackermann im vergangenen Herbst alle Mieter über die Asbestproblematik in ihren Beständen informiert. Wie vor einem Jahr bekannt wurde, wurden in rund 48 000 Wohnungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaften im Westteil Berlins asbesthaltige Bodenplatten verlegt. Sie sind ungefährlich, solange sie nicht brechen oder sich lösen. Arbeiter haben unter Vollschutz in der Demminer Straße 7 die kompletten Böden entfernt. Wie der Polier auf der Baustelle sagte, wurden die Platten einzeln in Tüten verpackt und mit Spezialcontainern abtransportiert. Auch der asbesthaltige Fliesenkleber sei unter Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften abgeschliffen und entsorgt worden. Die Staubwolken, die Mieter aus den Fenstern beobachtet hatten, haben laut Degewo nichts mit der Asbestsanierung zu tun. "Das ist der Staub von den verputzten Betondecken, die teilweise marode waren und abgeschlagen werden mussten", so der Polier, der nur seinen Nachnamen Hein nennen wollte.
Auf der Baustelle hat es vor einigen Tagen auch eine unangekündigte Kontrolle durch drei Zivilbeamte der Umweltkripo gegeben. Die Baufirmen konnten alle Genehmigungen und Qualifikationsnachweise für die Asbestsanierung vorlegen, sagte Hein.
Die Degewo will in ihren Häusern nach und nach die asbestverseuchten Böden austauschen, wenn ohnehin größere Sanierungen anstehen. Die Sorgen der Mieter wegen einer befürchteten Gefahr durch krebserzeugende Asbestfasern "nehmen wir sehr Ernst", so Degewo-Sprecher Lutz Ackermann. "Betroffene Mieter können sich jederzeit vertrauensvoll an das Degewo-Kundenzentrum Nord in der Brunnenstraße 128 wenden", so Ackermann. Die Mieter fordern in der anonymen E-Mail "eine Messung der Asbestfaserbelastung in unseren Stuben von unabhängiger Seite".
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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