Die Tankstelle und der Tower: Zwei Wohnungsbauprojekte kommen in Fahrt
Halensee. Umfunktionieren des Vorhandenen für die Interessen des Marktes. Dieser Grundsatz gilt für zwei Bauvorhaben an der Heilbronner Straße. Die Projekte „Holtzendorffgaragen“ und „High West“ bereiteten erst Sorgen – und kommen nun schnell voran.
Einsturzgefahr abgewendet. Das ist die wesentliche Nachricht für alle, die in Sorge um das letzte Relikt der „Holtzendorff-Garagen“ Beschwerdebriefe schrieben. Am Bogen der alten Tankstelle stehen jetzt Baugerüste und Arbeiter kitten die schadhafte Stellen. Nun wird sie nach langer Verwahrlosung also das, was ein Investor versprochen hatte: das frisch sanierte Entree zu einem neuen Wohnhaus zwischen Heilbronner Straße und dem Damm der Stadtbahn direkt am Kracauerplatz.
Auf sechs Stockwerken gruppieren sich dort künftig 40 Mietwohnungen, die der ungemütlichen Lärmkulisse des Zugverkehrs mit Schallschutz begegnen. In zweieinhalb Jahren soll der Bau zum Ende kommen. Und wer hier einzieht, wird sich im Erdgeschoss in einem neuen Bio-Supermarkt versorgen können. Dessen Café eröffnet dem Vernehmen nach wiederum im vorgelagerten Tankstellengebäude. Immer wieder hatten Bezirkspolitiker angefragt, weshalb dieses Projekt eines süddeutschen Investors erst mit jahrelangem Verzug in Gang kam. Eine schlüssige Erklärung will bis heute aber niemand liefern.
Wohnen im Bürohaus
Ohne Durststrecke kommt das zweite Projekt aus, das einen Steinwurf entfernt in westlicher Richtung ebenfalls Baufahrzeuge rumoren lässt. Hier greifen Abrissbagger in die Fassade eines früheren Büroturms. Und das Unternehmen „Bauwert“ sorgt dafür, dass sich diese leerstehende Immobilie bis 2018 in das Appartementhaus „High West“ verwandelt.
Simulationen zeigen das markante Hochhaus mit frischem Antlitz, flankiert von zwei flacheren Neubauten an beiden Seiten. Insgesamt entstehen durch Umrüstung des vorhandenen Turms und die ergänzende Bebauung 160 Eigentumswohnungen – politische Forderungen nach einem Kontingent an Mietwohnungen liefen ins Leere. Bedenken gab es im Vorfeld auch hinsichtlich der Verkehrssituation, die aus Sicht der Anwohner Parkplatzmangel und verstopfte Straßen mit sich bringen könnte. Bauwert setzt wiederum darauf, dass 130 Garagenplätze genügen, da die Zielgruppe immer öfter auf ein eigenes Auto verzichtet.
Und obwohl das Projekt gerade erst beginnt, sind Makler bereits auf Kundensuche. 257 000 Euro zahlt man für 61 Quadratmeter im Nebenbau. Im Hochhaus werden für eine ähnliche Größe 360 000 Euro fällig. Aus nutzlosen Bestandsbauten Wohnhäuser formen? Für "Bauwert“-Investment-Chef Henning Hausmann ein Rezept für die Zukunft. Er spricht von einem „Megatrend, um der steigenden Nachfrage begegnen zu können“. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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