Wider das Chaos: Eltern sammeln Unterschriften / Stadtrat plant Kurzzeitparkplätze

Teuta Nebi-Sabani und Sebil Demir (rechts) mit den Unterschriften. | Foto: Ulrike Kiefert
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Haselhorst. Mehr als 100 Unterschriften haben Elternvertreter der Grundschule an der Pulvermühle gesammelt. Sie fordern Maßnahmen gegen das Verkehrschaos. Der Ordnungsstadtrat plant Elternparkplätze.

Es ist kurz vor acht Uhr morgens. Vor der Grundschule an der Pulvermühle ist noch alles ruhig. „Warten Sie ab, es geht gleich los“, sagt Teuta Nebi-Sabani. Und tatsächlich. Binnen weniger Minuten bricht am Grützmacherweg 7 das Chaos aus. Autos schieben sich durch die enge Straße, Fahrer drängeln, Kinder springen heraus und laufen zwischen den stehenden Fahrzeugen herum. Geparkt wird in zweiter Reihe oder im absoluten Halteverbot vor dem Haupteingang der Schule. Ein Vater setzt sein Kind ab, gibt Gas und umkurvt viel zu schnell die Autos. Dabei gilt hier Tempo 30.

„So gefährlich ist das jeden Morgen.“ Teuta Nebi-Sabani weiß das. Sie hat selbst ein Kind an der Schule. Außerdem ist sie Gesamtelternvertreterin und hat zur Verstärkung weitere Elternvertreter mitgebracht: Sibel Demir, Vorsitzende der Gesamtelternvertretung, Jessica Oehmke und Stefan Tischer. Auch der Spandauer Bundestagsabgeordnete Swen Schulz und der Bezirksverordnete Miodrag Nikolic (beide SPD) sind am Morgen des 18. Januar vor der Schule. Sie sollen sich von den Zuständen überzeugen. Schulz verspricht den Eltern ein Treffen mit den zuständigen Ämtern im Rathaus und betroffenen Einrichtungen im Kiez, um Lösungen zu finden.

Mehr als 100 Unterschriften haben die Eltern gesammelt. Ihre Kinder sollen auf den Straßen wieder sicher sein. Denn nicht nur vor der Grundschule herrscht allmorgendlich das Verkehrschaos, vor allem verursacht durch die zahlreichen „Eltern-Taxis“. Auch vor dem Hort am Goldbeckweg, der Berufsschule, den Kitas „Tabaluga“ und „Sprechspatzen“ sowie dem Spielehaus am Telegrafenweg ist die Situation nicht besser. Die Eltern fordern darum Bremsschwellen, sogenannte Moabiter Kissen, oder am besten gleich eine Spielstraße. Zumal das Ganze nachmittags wieder von vorne losgeht, sagt Jessica Oehmke. Ihre Tochter wurde beinahe von einem Auto angefahren, als sie als Schülerlotsin Mitschülern über die Straße helfen wollte. Die Lotsen gibt es seit den vergangenen Sommerferien nicht mehr. „Die Polizei hat uns geraten sie abzuziehen“, erzählt Sibel Demir. Darum übernahmen Stefan Tischer und ein zweiter Vater zeitweise den Job. „Oft hielten die Fahrer erst an, wenn wir uns direkt vor ihr Auto stellten“, ärgert sich Tischer. Manchmal sei er sogar angepöbelt worden.

Die Schulleitung weiß von dem Problem, erzählen die Eltern. Auch Polizei und Ordnungsamt seien öfter vor der Schule. Bei anderen Behörden sei man jedoch bisher erfolglos geblieben. Stephan Machulik (SPD), der als Ordnungsstadtrat auch für die Straßenverkehrsbehörde des Bezirks zuständig ist, verweist auf die zahlreichen Schulweg sichernden Maßnahmen, die es in Spandau gibt: Tempo 30, verkehrsberuhigte Zonen, bauliche Veränderungen, Zebrastreifen und Dialog-Displays. Im vergangenen Oktober habe er alle 30 Grundschulen im Bezirk angeschrieben und Verkehrsprobleme nachgefragt, informiert der Stadtrat. Nur wenige hätten sich bisher zurückgemeldet. Die Sorgen der Elternvertreter nimmt Machulik ernst. Nur seien schnelle Lösungen nicht realisierbar, vor allem bei Durchgangsstraßen nicht. Da seien Abstimmungen mit der Verkehrslenkung Berlin (VLB) nötig. Für einen verkehrsberuhigten Bereich müsste der Grützmacherweg baulich verändert werden, Bremsschwellen wiederum werden kaum noch gebaut wegen der Rettungsfahrzeuge.

Eine Lösung sieht Stephan Machulik in Elternkurzzeitparkplätzen ("Kiss-and-go“), die mindestens 250 Meter vom Schuleingang entfernt liegen. Sie eignen sich für Schulen, die an Neben- oder Stichstraßen liegen wie die Grundschule an der Pulvermühle und die Linden-Grundschule. Diese Elternparkplätze fordern auch die Grünen in der BVV mit einem aktuellen Antrag. „Die funktionieren allerdings nur, wenn die Eltern auch bereit sind, ihre Kinder nicht mehr direkt bis vor die Schule zu fahren“, sagt Machulik.

Angeordnet werden sollen zusätzliche Parkverbote und Sichtverbesserungen am Grützmacherweg. Die will der Stadtrat aber zunächst mit den Eltern abstimmen. Auch Aktionen mit der Polizei sind geplant, um Eltern für die Gefahren zu sensibilisieren. uk

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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