"Wahrscheinlich der Höhepunkt der Woche"
Am Kraftwerk Reuter West wurde der Grundstein für ein Projekt der Wärmewende gelegt
Der Termin sei für ihn „wahrscheinlich der Höhepunkt der Woche“, erklärte Wirtschaftsminister Robert Habeck (B’90/Grüne). Anlass war die Grundsteinlegung am 12. März am Kraftwerk Reuter West nahe der Nonnendammallee für eine neue Abwasserwärmepumpenanlage und eine neue Gegendruck-Dampfturbine.
Beide Techniken nutzen lokale Abwärmequellen für die künftige Versorgung von Berliner Haushalten mit Fernwärme. Das Vorhaben markiert einen Meilenstein der Wärmewende. Die von Siemens Energy hergestellte Wärmepumpenanlage mit einer Leistung von 75 Megawatt wird an die neue Reinigungsstufe des Klärwerks Ruhleben der Wasserbetriebe angeschlossen. Sie speist sich aus der Restwärme des gesäuberten Abwassers, das durch die Pumpen auf ein höheres Temperaturniveau angehoben wird. Damit könnten rund 45 000 Wohneinheiten pro Jahr versorgt und gleichzeitig etwa 50 000 Tonnen CO₂ eingespart werden, erklärte Vattenfall.
Die Dampfturbine gibt es bereits, sie gewinnt schon jetzt Energie aus Wasserdampf, der im BSR-Müllheizkraftwerk Ruhleben durch die energetische Verwertung von Abfällen erzeugt wird. Die Turbine wird durch eine neue Gegendruck-Anlage noch effizienter und kann dann jährlich bis zu 100 000 Wohnungen auf diese Weise Fernwärme liefern.
Dass diese Kooperation möglich ist, liegt vor allem am Standort. Vattenfall, BSR und die Wasserbetriebe befinden sich nicht weit voneinander entfernt, diesseits und jenseits der Spree. Sie bilden das sogenannte Energiedreieck Ruhleben. Und das ist schon jetzt und künftig noch mehr der „Heizkessel“ für weite Teile von Berlin.
Die Dimension des Vorhabens befeuerte auch Robert Habeck. Solche Großanlagen wiesen den Weg in die Zukunft, sagte er. Diese müsse darin liegen, Wärme zu nutzen, „die sowieso da ist“. Dass die Investition eine Art Quantensprung darstellt, unterfütterte Habeck mit Zahlen. Bisher seien in Deutschland 30 größere Wärmepumpen mit einer Gesamtleistung von 60 Megawatt im Einsatz. Also weniger als die vorgesehenen 75 Megawatt in Reuter West. In den kommenden Monaten würden aber landesweit weitere 600 Megawatt hinzukommen. „Sie sehen, da ist richtig was los“. Der ebenfalls anwesende Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sieht in dem Vorhaben einen entscheidenden Schritt zum Erreichen der Klimaneutralität der Stadt. „Und nur wenn es in Berlin funktioniert, kann es überhaupt funktionieren“. Wie zuvor schon Habeck mahnte auch der Regierende mehr Tempo bei der Energiewende an. Es gebe genug gute Ideen, aber es dauere zu lange, bis sie umgesetzt werden. „Wir müssen schneller werden“.
Das Projekt nennt sich im übrigen „Reuter Sustainable Heat an Power“, übersetzt ein nachhaltiges Vorhaben für Wärme und Energie. Es soll 2026 fertig sein. Die Investitionssumme beträgt laut Vattenfall mehr als 200 Millionen Euro.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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