Illegale Zustände in Kleingartenanlage
Brandschutz in der Kolonie Seebad muss verbessert werden

In der Kolonie Seebad ist in der Vergangenheit wenig an den Brandschutz gedacht worden.  | Foto: Thomas Frey
2Bilder
  • In der Kolonie Seebad ist in der Vergangenheit wenig an den Brandschutz gedacht worden.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Zuerst die schlechte Nachricht: in der Kolonie Seebad müssen zahlreiche Schuppen, Unterstände und andere Anbauten verschwinden. Die gute Nachricht: der Bestand der Kleingartenanlage wird dadurch insgesamt gesichert.

In der etwa 5,5 Hektar großen Kolonie mit ungefähr 110 Pächtern werden derzeit die Anforderungen des Brandschutzes nicht durchgehend erfüllt. Vor allem die Abstände zwischen Gebäuden entsprechen oft nicht den Vorgaben. So steht es im Brandschutzkonzept, das die evangelische Kirchengemeinde Heiligensee als Eigentümerin der Anlage in Auftrag gegeben hatte. Dort wird neben dem Verschwinden mancher Nebengebäude auch eine hochfeuerhemmende Ertüchtigung der Außenwände verlangt. Außerdem soll eine zusätzliche Löschwasserentnahmestelle eingerichtet werden. „Dadurch werden Brandüberschläge reduziert, die Gefährdung von Menschen verhindert sowie die Rettung ermöglicht“, heißt es in einer Mitteilung des Bezirksamtes.

Schon im Stadtplanungsausschuss im Februar wurde die aktuelle Situation in der Kolonie mit Blick auf das Brandschutzkonzept als unhaltbar bezeichnet. Wenn die betroffenen Pächterinnen und Pächter die verlangten Brandschutzmaßnahmen umsetzten, erhielten sie vom Bezirksamt eine formale Duldung für ihre baulichen Anlagen. Nicht betroffen sind diejenigen Parzellenbesitzer, deren bauliche Anlage bereits vom Bestandschutz einer früheren Baugenehmigung gedeckt ist.

Die Erkenntnisse im Ausschuss vermittelten das Bild eines ziemlichen Wildwuchses, der anscheinend lange in der Kolonie herrschte. Fachbereichsleiter Christian Bock von der Bauaufsicht des Bezirksamtes erklärte in der Sitzung, dass eine Duldung unter den gegebenen Umständen und nach Erfüllen der Vorgaben ausgesprochen werden könne. Eine Genehmigung allerdings nicht. Denn dafür, dies ließ er beispielsweise durchblicken, müsste noch Weiteres auf den Prüfstand.

Die Duldung bezieht sich zunächst auch nur auf die aktuellen Pächter. Inwieweit spätere Nutzer, etwa Familienangehörige davon profitieren, blieb erst einmal unbeantwortet. Was wiederum die Frage aufwarf, ob sich die abverlangten Investitionen in den Brandschutz für manche dann überhaupt rechnen. Diese Frage stelle sich nicht, machte Stadtentwicklungsstadträtin Korinna Stephan (B’90/Grüne) klar. „Wir reden hier von illegalen Zuständen. Wir haben eine Verantwortung für das Einhalten des Brandschutzes“. Sicherheit, auch für die Betroffenen, gebe es dann, wenn das erfüllt sei.

Sie sei froh, dass das Bezirksamt mit der Kirchengemeinde kooperativ eine Lösung gefunden habe, die sowohl den für die Pächterinnen und Pächter angemessen sei, als auch die notwendigen brandschutzrechtlichen Belange berücksichtige, erklärte die Stadträtin. Damit komme der Bezirk seiner Pflicht als Bauaufsichtsbehörde nach. Die Kolonie Seebad sei ein Ort, „den wir auch langfristig als Kleingartengebiet und damit grün geprägte Anlage sichern wollen.“

Bleibt noch die Frage, warum es überhaupt zu diesen brandgefährlichen Zuständen gekommen ist? Unter anderem deshalb, weil die Anlagen von den Bauherren ohne Einholung der notwendigen Genehmigung errichtet worden seien, erläuterte Korinna Stephan auf Nachfrage der Berliner Woche. Zudem seien in der Vergangenheit Genehmigungsverfahren entschlackt worden, um den Behördenprozess zu beschleunigen. Dadurch wurden viele Vorgänge „verfahrensfrei“ gestellt und Bauherren brauchen seitdem für viele Bauten außerhalb von Erhaltungsverordnungsgebieten keine Baugenehmigung mehr. Allerdings müssten sie sich jetzt selbst um die Zulässigkeit ihrer Vorhaben kümmern, erinnerte die Stadträtin. Nach ihrer Ansicht seien aus heutiger Sicht viele Bauherren damit überfordert und glaubten, nur weil keine Baugenehmigung erforderlich sei, wäre das Bauen grundsätzlich immer erlaubt. „Wir weisen daher gerne darauf hin, dass sich Bauherren von jeglichen Bauvorhaben in unserem Bauberatungszentrum informieren können.“

In der Kolonie Seebad ist in der Vergangenheit wenig an den Brandschutz gedacht worden.  | Foto: Thomas Frey
Wenn die Koloniebewohner die Brandschutzvorgaben erfüllen, können sie weiter bleiben. | Foto:  Thomas Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 546× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 835× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 813× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.191× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.