Ein Vorbild für China und Taiwan
In Hellersdorf wird endlich das Jugendforscherzentrum Helleum II gebaut
„Ich war immer der Meinung, dass es etwas wird. Aber es gab viele Hindernisse“, sagt Professor Dr. Hartmut Wedekind (70), langjähriger wissenschaftlicher Leiter des Kinderforscherzentrums Helleum. Nun entsteht direkt daneben ein weiterer Neubau: das Jugendforscherzentrum Helleum II.
Es soll die Angebote des 2012 eröffneten und seitdem erfolgreichen Kinderforscherzentrums für ältere Schüler ausbauen und ergänzen. Während das Helleum I von Kindern im Alter von vier bis zwölf Jahren genutzt wird, sollen im Helleum II neben älteren Schülern auch interessierte Erwachsene zu Besuch kommen dürfen.
Im Januar wurde die Baustelle auf dem Grundstück eingerichtet. Inzwischen steht bereits das Kellergeschoss, das zukünftig vor allem als Lager dienen wird. Fertigstellung des barrierefreien Gebäudes, das eine glänzende Aluminium-Metallfassade erhält, soll im Sommer 2023 sein.
Im ersten Geschoss des Helleums II wird es Arbeitsbereiche für die Themenfelder Botanik und Physik geben. Dort wird auch ein Focaultsches Pendel eingebaut, mit dessen Hilfe die Erdrotation nachgewiesen werden kann. Die zweite Etage wird dem Themenfeld Chemie gewidmet. Dort wird es einen Dunkelraum und eine kleine Bibliothek geben. In der Etage darüber werden nach Abschluss der Bauarbeiten ein Dachgarten sowie ein Observatorium für das Fach Astronomie auf die Besucher warten. Ein Teleskop für Himmelsbeobachtungen dürfte für die Jugendlichen zu einem Highlight werden. Wissenschaftliche Mitarbeiter der Alice-Salomon-Hochschule betreuen dabei die Kinder im Helleum und bringen ihnen die Naturwissenschaften näher.
„Wenn ein Schüler kommt und sagt, er würde sich gern das Thema Wasser erschließen, dann kann er das hier zum Beispiel aus physikalischer und chemischer Sicht“, erklärt Hartmut Wedekind das fächerorientierte Lernen im Helleum II. Bis 2019 war er Leiter des Kinderforscherzentrums Helleum und auch dessen geistiger Vater. Inzwischen ist er Rentner.
Schulstadtrat Torsten Kühne (CDU) bezeichnet das Helleum II als eine berlinweit einzigartige Einrichtung. „Nicht nur die Schülerinnen und Schüler aus Marzahn-Hellersdorf werden von den naturwissenschaftlichen Angeboten profitieren. Das Jugendforscherzentrum wird Strahlkraft über den Bezirk hinaus haben“, sagt er. „Mit diesem nachhaltigen Lernort sorgen wir für optimale Lernbedingungen für Kinder und Jugendliche vom Kita-Alter bis zur Berufsausbildung“, ergänzte Ülker Radziwill, Staatssekretärin für Mieterschutz und Quartiersentwicklung. „Im unmittelbaren Umfeld des Standortes wurden bereits verschiedene Bildungseinrichtungen durch Fördermittel erweitert und erneuert. Bildung und Quartier verschmelzen so und schaffen mehr Chancen für unsere Kinder.“ Mit dem Neubau hätten auch ältere Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, die Naturwissenschaften als ihre berufliche Zukunft zu erkennen.
Die Planungs- und Vorbereitungszeit für das Helleum II war lang. Bereits im Juni 2018 fand der erste Spatenstich statt. Danach wurde jedoch nicht mit dem Bau begonnen. Erst jetzt, fast vier Jahre später, am 25. März fand die Grundsteinlegung statt. Bürgermeister Gordon Lemm (SPD) nannte noch einmal die Gründe: steigende Baukosten, Bauverzögerungen und am Ende veraltete Bauplanungsunterlagen. Nach „unzähligen Krisengesprächen“ habe das Projekt aber schließlich doch noch gerettet werden können. An den Kosten von inzwischen 6,8 Millionen Euro beteiligen sich Bezirk und Senat, letzterer übernimmt den Großteil mit Mitteln der Förderprogramme des Stadtumbaus und der Nachhaltigen Erneuerung.
Laut Gordon Lemm ist das Modell des Helleums bereits in China und Taiwan kopiert worden. Es sei nicht selbstverständlich, dass Kinder freiwillig eine Bildungseinrichtung aufsuchen, um etwas über Naturwissenschaften zu lernen. Das liege vor allem an dem niedrigschwelligen Angebot, dem Lernen ohne Noten und Druck und dem Umgang mit den Kindern und Heranwachsenden.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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