Einblicke in DDR-Alltag
Museumswohnung feiert 20-jähriges Jubiläum

Wohnkultur in Velours mit Colormat-Fernseher und Perserteppich. | Foto:  Stadt und Land
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  • Wohnkultur in Velours mit Colormat-Fernseher und Perserteppich.
  • Foto: Stadt und Land
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Vor der moosgrünen Velourscouch steht der Tisch mit Spitzendecke, an der Wand tickt die Messinguhr, im Bad hängt der Spiegelschrank und auf dem Küchenherd glänzen Aluminiumtöpfe. Seit 20 Jahren kann man sich in der Museumswohnung in der Hellersdorfer Straße 179 an alte Zeiten erinnern.

Entstanden ist die Idee, ein Stück Baugeschichte und Wohnkultur der DDR zu bewahren, im Rahmen der Sanierung des Hellersdorfer Grabenviertels 2004. Damals entschied die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land sich dafür, einen authentischen Blick in das Alltagsleben in der DDR in den 1970er-Jahren zu erhalten.

Die 61 Quadratmeter große Drei-Raum-Wohnung, 1986 fertiggestellt vom VEB Wohnungsbaukombinat Cottbus, wurde bis auf wenige Details in ihren Urzustand versetzt. Die Einrichtung – Heizkörper, Tapeten, Fußbodenbelag, Lichtschalter, Schrankwand, Toilettenbecken, Colormat-Fernseher – stammt aus DDR-Produktion. Auch Mieterinnen und Mieter der Stadt und Land trugen mit Bildern, Büchern, elektrischen Geräten, Bad- und Küchenutensilien zur Ausstattung mit dem hohen Ostalgie-Faktor bei. Sogar etwas Kunst fehlt nicht: Über der Couch hängt der in der DDR meistverkaufte Druck „Junges Paar am Strand“ von Walter Womacka.

Teure Einrichtung, geringe Miete

Die Wohnung vom Typ WBS 70 ist eine von 42000, die in Plattenbauweise in Hellersdorf errichtet wurden. WBS steht für Wohnungsbauserie, die Zahl für das Entstehungsjahr 1970. Verwendet wurden ausschließlich Fertigbauteile mit einer Länge von sechs Metern. Der Aufbau dauerte gerade mal 18 Stunden. Ein Blick auf die erklärenden Tafeln zeigt allerdings, dass man für die Einrichtung lange arbeiten musste. Sie kostete 1989 fast 10000 Mark, ein Fernseher über 4000 Mark. Das Durchschnittseinkommen lag bei 1300 Mark brutto. Die Miete dagegen betrug nur 109 Mark monatlich.

Bereits ein Jahr nach der Eröffnung konnte die 1000. Besucherin im Museum begrüßt werden. Film- und Fernsehaufnahmen fanden statt, Besucher aus aller Welt kamen zur Besichtigung. Die Zeitschrift Stern wählte die Wohnung unter die zehn skurrilsten Reiseziele in Deutschland.

Wolfgang Sawatzki, ein früherer Mitarbeiter der Stadt und Land und Hellersdorfer Urgestein, gibt Besuchern seit vielen Jahren sachkundig Auskunft über das Leben in der „Platte“. Geöffnet ist sonntags von 14 bis 16 Uhr sowie nach Absprache unter Telefon 0151/16 11 44 47.

Das Jubiläum wird am Freitag, 16. Februar, von 15 bis 17 Uhr gefeiert. Wer möchte, ist zum Anstoßen mit einem Glas Rotkäppchen-Sekt eingeladen. Dabei ist auch Gelegenheit, sich in dieser ganz besonderen Kulisse, etwa vor der Schrankwand oder am Esstisch, ablichten lassen und das Foto als Erinnerung mit nach Hause zu nehmen.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

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