Das Schweigen brechen
Konrad-Wachsmann-Oberschule setzt sich für Toleranz ein
Rassismus drückt sich nicht nur in Gewalt gegenüber Ausländern oder rechten Aufmärschen aus. Rassismus ist auch ein Alltagsthema. Damit setzen sich Schüler der Konrad-Wachsmann-Oberschule auseinander.
2014 wurde der Schule an der Geithainer Straße das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ des Vereins „Aktion Courage“ verliehen. Das war ein Jahr, nachdem nur rund einen Kilometer entfernt an der Maxie-Wander-Straße die erste Flüchtlingsunterkunft im Bezirk eröffnet wurde.
An der Wachsmann-Oberschule gibt es drei sogenannte Willkommensklassen für Flüchtlingskinder. Anfangs gab es offene Konflikte zwischen den Neuankömmlingen und den Wachsmann-Schülern, allerdings nicht in Form von Gewalttätigkeiten, sondern in Gestalt von gegenseitigen Provokationen und Beschimpfungen.
„Mir fällt auf, dass zwischen den deutschen Schülern und den Flüchtlingskindern kaum Kommunikation stattfindet“, sagt Charlene Florencio, Lehrerin in einer der Willkommensklassen. Das bestätigt Salematou Diallo. Die 16-Jährige kam als unbegleitete Minderjährige vor drei Jahren aus Guinea nach Deutschland. Sie besuchte zunächst eine der Willkommensklassen. Inzwischen nimmt sie am Unterricht einer zehnten Klasse an der Wachsmann-Oberschule teil. Auch sie hat an der Schule Erfahrungen mit Alltagsrassismus gemacht. So wurde sie schon mit Ausdrücken wie „Schokolade“ belegt. „Manchmal wird offensichtlich unbegründet über mich gelacht oder ich werde mit Papier beworfen“, sagt sie. Sie zog für sich die Konsequenz, sich an der Arbeitsgruppe gegen Rassismus zu beteiligen.
„Wenn soetwas hochkommt, klären die Lehrer das mit den Schülern“, sagt Andrea Haber, Lehrerin für Deutsch, Geschichte und Politische Bildung. Auch die Schulsozialarbeiter oder die Streitschlichter der Schule könnten dann einbezogen werden. Haber leitet eine Arbeitsgruppe von Schülern, die Veranstaltungen und Aktionen im Rahmen von „Schule ohne Rassismus“ organsieren. Der 1. FC Union Berlin wurde zum Beispiel als Partner gewonnen und Schüler besuchten auf Einladung des Vereins unter anderem das traditionelle Weihnachtssingen des Zweitligisten in der Alten Försterei. Einige Jungen und Mädchen nahmen auch an einem von Union organisierten Workshop gegen Homophobie teil. Denn „Schule ohne Rassismus“ bedeutet auch, sich gegen alle Formen der Intoleranz einzusetzen.
Die Gruppe will vor allem Kontakte zwischen den unterschiedlichen Schülergruppen herstellen. Dazu dienen zum Beispiel Fußballspiele. Auch das alljährliche Schulfest in diesem Jahr wollen sie dazu nutzen. Zudem ist im November die Vorführung des Films „Der Junge im gestreiften Pyjama“ in der Schule geplant, der die Freundschaft des Sohnes eines KZ-Kommandanten erzählt, der sich in aller Unschuld mit einem jüdischen Kind im „gestreiften Pyjama“ anfreundet.
Lesen Sie dazu auch den Artikel auf der Seite Berlin engagiert.
Autor:Harald Ritter aus Marzahn |
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