Durchatmen in der Not
Coronavirus bedroht Existenz vieler Selbstständiger

Ungleichbehandlung? Der Friseursalon von Gabriele Halisch im Hellersdorfer Corso eröffnet ab 5. Mai. Das Kosmetikstudio von Bettina Schulz in den Geschäftsräumen muss dagegen noch geschlossen bleiben.   | Foto: hari
  • Ungleichbehandlung? Der Friseursalon von Gabriele Halisch im Hellersdorfer Corso eröffnet ab 5. Mai. Das Kosmetikstudio von Bettina Schulz in den Geschäftsräumen muss dagegen noch geschlossen bleiben.
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Die Wirtschaft ist durch Corona in weiten Teilen stillgelegt. Anfang Mai können wieder mehr Geschäfte öffnen. Die Frage ist, wie kleine Unternehmen und Selbstständige auf lange Sicht überleben können.

Die Bundesregierung und die Länder versuchen durch zahlreiche Maßnahmen, Arbeitsplätze während der Corona-Krise zu erhalten. Ein Baustein sind Zuschüsse für kleine Unternehmen und Selbstständige. Diese sind für den Bezirk besonders wichtig, denn rund 95 Prozent der Betriebe in Marzahn-Hellersdorf sind Einzelunternehmen.

Zusätzlich zu anderen Hilfen hatte der Berliner Senat Anfang April in einer außerordentlichen Sitzung Soforthilfen für Kleinstbetriebe, Soloselbstständige und Freiberufler in Höhe von insgesamt 100 Millionen Euro bereitgestellt. „Diese können perspektivisch auf 300 Millionen aufgestockt werden“, erklärt die SPD-Abgeordnete Iris Spranger.

Die Hilfen waren unkompliziert zu beantragen und wurden auch problemlos ausgezahlt. Das bestätigen Kleinunternehmer und Selbstständige aus dem Bezirk auch in Gesprächen. Gabriele Halisch (57) betreibt einen Frisiersalon im Hellersdorfer Corso. Sie hat 5000 Euro als persönliche Absicherung und 9000 Euro als Absicherung für ihr Friseurgeschäft erhalten. „Das ging alles problemlos“, sagt sie.

Halisch wird ihr Friseurgeschäft am 5. Mai dank der verfügten Lockerungen wieder öffnen können. „Das freut mich natürlich sehr, für mich, meine Mitarbeiter und unsere Kunden“, erklärt sie. Die vier Mitarbeiter hat sie mit Schließung ihres Geschäfts in Kurzarbeit geschickt. Auf Grund der weiter geltenden Abstandsregeln will sie die Arbeit zunächst im Schichtbetrieb wieder aufnehmen lassen.

Die Sorgen bleiben indes. „Ich weiß natürlich heute noch nicht, wie das läuft“, erläutert Halisch. Über die Einnahmen nach der so beschränkten Wiederaufnahme des Betriebs ließe sich nur spekulieren. Die Kosten liefen weiter. Die Einkommenssteuer und die monatliche Miete für ihr 100 Quadratmeter großes Geschäft müssten gezahlt werden. Allein mit der staatlichen Hilfe ginge das nicht.

Gern würde auch Bettina Schulz (58) ab 5. Mai wieder Kosmetik und Fußpflege anbieten. Die Kosmetikerin hat seit 19 Jahren im Friseurgeschäft von Gabrieal Halisch einen eigenen Bereich angemietet. Im Unterschied zu den Friseuren darf sie ihre Arbeit aber noch nicht wieder aufnehmen. Die Auszahlung der Corona-Hilfe sei reibungslos und zügig erfolgt, erklärt die Soloselbstständige. 5000 Euro habe sie als Unterstützung erhalten. „Damit werde ich aber kaum mehr als zwei oder drei Monate durchhalten können“, erzählt sie. Schließlich habe sie neben ihrer Wohnungsmiete auch noch die Miete an das Friseurgeschäft zu zahlen.

Sie versteht wie viele ihrer Berufskollegen nicht, dass Friseure Anfang Mai wieder aufmachen können, Kosmetikerinnen aber nicht. „Wir arbeiten auch nicht viel näher an den Kunden. Mit Mundschutz und Handschuhen müsste es gehen“, erklärt sie. Denn eine große Sorge hat auch sie: dass sie ihren über so viele Jahre aufgebauten Kundenstamm in der Corona-Krise verlieren könnte und so diese Arbeit umsonst gewesen sein könnte.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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