Grüne Idylle an der Trautenauer Straße
Die Gartenarbeitsschule startet in die Saison
Die Obstbäume blühen. Kartoffeln, Kohlrabi, Zwiebeln und Salate kommen in die Erde: In der Gartenarbeitsschule Lichtenberg hat das Gartenjahr begonnen.
Auf einer Fläche von etwa 10 200 Quadratmetern an der Trautenauer Straße 40 können Schülerinnen und Schüler aus dem Bezirk mehr über Flora und Fauna in einem Garten erfahren und selbst gärtnern. Dabei erlernen sie elementare Arbeitstechniken. Von den Beeten, auf denen sie etwas aussäen oder pflanzen können, wird im Spätsommer und Herbst geerntet. „Das Geerntete wird dann gemeinsam verarbeitet“, erklärt Thomas Graichen, pädagogischer Mitarbeiter der Gartenarbeitsschule. „So können die Schüler erleben, wie Gemüse und Obst wachsen, reifen und dann zu Nahrung verarbeitet werden.“ In den kalten Monaten des Jahres können die Besucher zum Beispiel ihren „Ernährungsführerschein“ erwerben oder sich bei Laubsägearbeiten oder dem Bau von Nisthilfen ausprobieren.
Dass an der Trautenauer Straße 40 gegärtnert wird, hat eine lange Tradition, die bis 1900 zurückreicht. „Bis 1969 gab es hier eine Gärtnerei“, berichtet Thomas Graichen. „Dann verkaufte die Gärtnerfamilie das Grundstück an den Ost-Berliner Magistrat. Seitdem war die Fläche Zentralschulgarten für Lichtenberg.“ Nach der Wiedervereinigung wurde aus dem Schulgarten die Gartenarbeitsschule nach dem Vorbild der Einrichtungen im Westteil der Stadt.
Vor allem von Klassen, deren Schulen keinen Schulgarten haben, kommen hierher. Wegen der Nähe wird die Gartenarbeitsschule vor allem von der Karlshorster Grundschule genutzt, an der die pädagogische Mitarbeiterin Sigrid Meyer auch als Lehrerin tätig ist. Thomas Graichen ist seit vier Jahren dabei. „Ich war Berufsschullehrer am OSZ Kommunikations-, Informations- und Medientechnik. Man attestierte mir im Bezirk aber einen ‚grünen Daumen‘. Und so begann ich hier 2018.“
Zum Team gehören auch Gärtnermeister Daniel Gierschmann und Gärtnerin Ilka Füssel. Sie kümmern sich nicht nur um die Beete der Klassen, wenn Ferien sind. In den drei Gewächshäusern ziehen sie Pflanzen vor, die unter anderem Schulen zur Verfügung gestellt werden, die einen Schulgarten haben. Unterstützt werden die beiden Gartenfachleute von drei Bundesfreiwilligen und einer Schülerpraktikantin.
Auf dem Gelände erfahren Schülerinnen und Schüler aber nicht nur mehr über Gartenarbeit, sie erhalten auch Einblick in weitere Bereiche der heimischen Flora und Fauna. So befinden sich auf dem Grundstück Feucht- und Totholzbiotope, eine Streuobstwiese, ein Kräutergarten und anderes mehr. Damit kann anschaulicher Biologieunterricht stattfinden. Dienstags und mittwochs von 16 bis 18 Uhr lädt Birgit Wackwitz vom Verein Agrarbörse Deutschland Ost zu außerschulischen zu Umweltbildungs- und Freizeitangeboten ein. Zum einen trifft sich eine offene Natur- und Umweltgruppe, zum anderen gibt es offene Angebote zu unterschiedlichen Themen. Mehr dazu ist auf https://bwurl.de/181fzu erfahren.
Rings um die Gartenarbeitsschule wird zurzeit gebaut. Das Unternehmen Bonava errichtet hier etwa 1000 Wohnungen auf einer früheren Industriebrache. Dafür, dass die Gartenarbeitsschule nicht in die Baufläche einbezogen wurde, machten sich Karlshorster Eltern stark, berichtet Thomas Graichen. Nun, wo die Bildungseinrichtung gesichert ist, soll sie endlich auch erneuert werden. Geplant ist im kommenden Jahr ein Neubau mit Unterrichtsräumen, Räumen für die Mitarbeiter sowie Sanitäreinrichtungen. Das Gebäude des früheren Gärtnereibetriebes soll danach abgerissen werden.
Zu erreichen ist die Gartenarbeitsschule unter Telefon 509 96 28 und gartenarbeitsschule-lichtenberg@gmx.de.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.