Erste Häuser in Karlshorst
Das Kaiserpaar stiftete sie 1895 Arbeiterfamilien
In Karlshorst leben heute Tausende Menschen in einem pulsierenden Ortsteil. Noch vor 130 Jahre lag das Gebiet des damaligen Carlshorst aber weit vor den Toren der Großstadt Berlin.
Und noch bevor mit dem Kolonie-Consens im Frühjahr 1895 die Gründung der Kolonie Carlshorst besiegelt wurde, ist bereits im Jahr 1894 mit dem Bau der ersten Häuser begonnen worden. Auf das Jubiläum dieses Baubeginns weist Heimatforscher Günter F. Toepfer hin. Dieser wohnt seit bald 70 Jahren in Karlshorst.
„Für mehr als die Hälfte der Existenz von Karlshorst bin ich Zeitzeuge und habe vieles bewusst erlebt“, sagt er. „Wenn Sie mich heute über den Beginn von Karlshorst befragen, dann habe ich mich in meinen Unterlagen kundig gemacht. Das Ergebnis: Angesichts einer Bauausstellung bestellte der deutsche Kaiser im Januar 1891 mündlich zwei Häuser in einem vorgesehenen Baufeld der südlichen Feldmark Friedrichsfelde und erweiterte in einer schriftlichen Bestellung im Oktober auf drei Häuser.“ Das war noch vor dem Kolonie-Consens vom 25. Mai 1895 über die „Gründung einer Colonie in der südlichen Feldmark Friedrichsfelde“, so Toepfer weiter. Die ersten drei Häuser waren bereits im Frühjahr 1895 fertiggestellt. Für die Kaiser-Wilhelm-Straße 1 wurde als Stifterin „Ihre Majestät die deutsche Kaiserin“ eingetragen und die Häuser mit den Nummern 2 und 3 stiftete „Seine Majestät der deutsche Kaiser“.
Die damalige Gemeindeverwaltung machte dem Kaiser die von ihm erbetenen Vorschläge, wer diese Häuser bewohnen soll. Es wurden drei Arbeiterfamilien vorgeschlagen und so wurden die Familien Hempt (der Vater war von Beruf Wächter), Familie C. Ulrich (Eisenbahnarbeiter) und die Familie F. Mohnke (Eisenbahnarbeiter) die ersten „Mieter“ in Karlshorst, ohne Miete zahlen zu müssen.
Die einfachen Häuser bekamen erst 1906 Wasser- und 1916 Stromanschluss, berichtet Günter F. Toepfer. Die erste Straße auf dem Gebiet des heutigen Karlshorst wurde natürlich nach dem Kaiser benannt. Das war auch ein geschickter Vermarktungstrick für die Baugrundstücke des Kolonie-Gründungsvaters Oscar Gregorovius. Bald folgten Straßenbenennungen nach Kaiserin Auguste Viktoria (heutige Ehrlichstraße) und den Prinzen, die dem betreffenden Karlshorster Kiez zum Namen Prinzenviertel verhalfen.
Am 24. Dezember 1943 wurden die drei ersten Häuser auf dem Gebiet des heutigen Ortsteils Karlshorst durch Bomben vernichtet. An deren Aussehen erinnert heute nur noch eine alte Postkarte.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.